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Interview


Eva-Maria Radoy im Interview mit Arnd Moritz



Eva-Maria Radoy - Foto © Gerlind Klemens


"Ich brauche die Unmittelbarkeit …"


Eva-Maria Radoy ist eine Berliner Schauspielerin, die in verschiedenen Produktionen für Film und Fernsehen mitgespielt hat. Darunter in unterschiedlichen TV-Serien wie Wolffs Revier und Unser Charly. Sie war in verschiedenen Theaterrollen zu sehen, wie in der der Frau Kramer in Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert, in der der Raminga in Der Tyrann von Heinrich Mann oder in der der Queen Anne in Das Glas Wasser von Eugéne Scribe und Helmut Käutner.


* * *



Frau Radoy, was bereitet Ihnen mehr Freude, die Kamera oder die Theaterbühne?

Beides! Es sind total andere Spielweisen, total andere Medien. Die Theaterbühne ist für mich ganz wichtig, weil man eine Rolle erarbeiten kann und das unmittelbare Publikum erlebt. Ein Publikum, das die Vorstellung genießt, gibt den Schauspielern so viel Kraft, dass sie Höchstleistung vollbringen können. Das muss bei der Filmarbeit das Team leisten. Es ist für mich etwas Wunderschönes, mit einem Team so eng verbunden zu sein, dass es wirklich für mich als Schauspielerin da ist. Ich bewundere es jedesmal, wie sich alle zurücknehmen können. Sie geben alles und sind trotzdem nur für mich da, damit ich vor der Kamera glänzen kann


Nach dem Studium der Pädagogik haben Sie sich als Schauspielerin ausbilden lassen. Was war die treibende Kraft hierfür?

Seit Kindheit an war es für mich schön, in andere Rollen zu schlüpfen, in einer anderen Welt zu sein. Die Pädagogik war ein Umweg. Damals hatte ich mich nicht getraut, zur Schauspielerei zu gehen. Theater war in meiner Familie so weit weg, dass ich länger brauchte, um den Mut zur beruflichen Schauspielerei zu entwickeln.


Wer oder was hat Sie in dieser Ausbildung besonders geprägt?

Mein damaliger Sprecherzieher. Gerade zur Schauspielerei gehören so viel Disziplin, die ich nicht gerade habe, und Fleiß. Furchtbar! Und durch meinen damaligen ersten Sprecherzieher, einen älteren Herrn mit einer sonoren, ungeheuer kraftvollen Stimme, der sehr streng zu mir war, was ich fürchterlich fand, habe ich gelernt, dass Fleiß, Pünklichkeit und Engagement die halbe Miete sind.


Ihre letzte Rolle war die der Mutter Bergheim an der Seite von Wolfgang Stumph in dem Film Salami Aleikum. Was hat Sie an dem Drehbuch interessiert, so dass Sie sich entschließen konnten, in dieser Filmkomödie mitzuwirken?

Ich liebe Komödien. Das Leben ist manchmal schon so furchtbar und ich lache gerne. Salami Aleikum ist eine intelligente Komödie mit wunderschönen Charakteren, die natürlich überzeichnet sind. Ich habe das Drehbuch verschlungen, das ist immer das beste Zeichen, und hinterher war nur der eine Gedanke da: da will ich mittun.


Gibt es eine Lieblingsszene in Salami Aleikum, an die Sie sich besonders gerne erinnern?

Na ja, es gibt viele schöne Szenen. Aber die, die am leichtesten zu spielen war, ist schon die Sofaszene, in der ich mit meinem Ehemann auf dem Sofa sitze und dumm daherschwätze. Die hat schon Spaß gemacht.




Eva-Maria Radoy als Mutter Bergheim (re.) und Wolfgang Stumph als deren Ehemann (li.) in der besagten Sofa-Szene aus der Filmkomödie Salami Aleikum - Foto © Zorro Film



Wenn Sie sich heute eine Rolle aussuchen könnten, welche wäre Ihre Wunsch- oder Traumrolle?

Wieder in einer Komödie. Und zwar die einer komischen Alten, von der alle glauben, die begreife ja garnichts, und dabei ist sie die Superschlaue.


Im Gegensatz zu manch anderen Schauspielerinnen und Schauspielern erfährt man in den Medien nur wenige Details über den Menschen Eva-Maria Radoy. Warum bedienen Sie ein diesbezügliches Fan- und Medieninteresse nicht?

Weil ich noch eine ganz alte Schauspielerin bin, die sagt, über meine Arbeit gehe ich zum Publikum und nicht mit meinem Privatleben.


Neben dem Schauspiel engagieren Sie sich in verschiedenen sozialen Projekten. Unter anderem leiten Sie eine Seniorentheatergruppe. Was macht Ihnen in der Arbeit mit Senioren am meisten Freude?

Die Lebenserfahrung, die diese Menschen mitbringen, und dass diese wieder lachen. Die Generation, mit der ich zu tun habe, hat ein wirklich sehr, sehr hartes Leben hinter sich und ist oft in Verbitterung gekommen. Dass diese Menschen nicht nur Freude und Spaß wieder haben können, sondern auch wieder Selbstvertrauen durch Anerkennung für Dinge, die sie noch nie gemacht haben und für sie sehr wichtig sind, gewinnen können.


Sie engagieren sich seit mehreren Jahren für das Deutsche Rote Kreuz in Schöneberg. Wie sind Sie dazu gekommen und warum ausgerechnet Schöneberg?

Das ist ein absoluter Zufall. Den muss ich jetzt nicht erzählen. Schöneberg ist ein sehr, sehr schöner Bezirk. Ich bin an verschiedenen Ecken tätig, auch am Winterfeldtplatz in einem Seniorenwohnhaus. Ja, es war Zufall.


Ein anderes Projekt sind Ihre beliebten Stadtführungen durch Berlins Mitte und deren Geschichte. Was macht die heutige Mitte Berlins für Sie besonders attraktiv?

Ja, attraktiv! Die Ecken, die ich besuche, sind es gar nicht. Weil es Ecken sind, wo Berlin entstanden ist. Und dazu gibt es viele Geschichten und Sagen. Und die reizen mich.


Schöneberg bietet ebenso viele historische Highlights. Können Sie sich vorstellen, Ihre Führungen auch im Stadtbezirk Schöneberg anzubieten?

Ja, aber ganz anders. Schöneberg war, als die Stadt Berlin entstanden ist, 1237, ein Dorf. Und natürlich gibt es da auch schöne Geschichten. Und es gibt sie ganz besonders aus den 20er Jahren. Und da habe ich mir auch schon eine Konzeption überlegt. Was man heute in Friedrichshain Party-Hopping nennt, gab es damals schon in Schöneberg. Unter der Hand wusste man, in welchen Häusern es in welchen Wohnungen ganz verrückte und heiße Parties gab. Und das wäre auch ein Thema, was ich anbieten würde für einen Stadtspaziergang.


Was gibt Ihnen die Kraft, diese vielen und unterschiedlichen Aufgaben unter einen Hut zu bringen?

Ja, es ist manchmal nicht leicht. Aber, da ich so viel in verschiedenen Richtungen mache, habe ich als Schauspielerin einen neuen Fundus, woraus ich schöpfen kann. Für mich wäre es nichts Gutes gewesen, immer nur am Theater und am Filmset zu leben. Ich brauche die Unmittelbarkeit, ich brauche den Boden unter den Füßen, ich brauche die normalen Menschen um mich herum, die nicht in einer Ausnahmesituation leben, sondern ganz normal.


Können oder würden Sie unseren Lesern etwas über Ihre weiteren Pläne verraten?

Pläne sind ja gut und schön, aber die Verwirklichung hängt gerade beim Schauspiel nicht nur von mir ab.


Womit verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?

Draußen in der Natur.


Gibt es ein Anliegen, das Sie unseren Lesern gerne mitteilen würden?

Ach ja, es wäre schön, wenn mehr Menschen versuchen würden, das Leben ein bischen leichter und voller Freude zu nehmen. Dann hätten wir es alle viel einfacher.


Das ist ein schönes Schlusswort. Frau Radoy, KULTURA-EXTRA dankt Ihnen, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben.


Arnd Moritz - 21. Mai 2012
ID 00000005961

Weitere Infos siehe auch: http://www.radoy.de


http://www.arndmoritz.de



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