Despotinnen-
Klamauk
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Die Insel der Perversen am DT Berlin | Foto (C) Eike Walkenhorst
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Bewertung:
Der in Mittelfranken geborene Schauspieler, Musiker und Autor Heiner Bomhard (39) "kümmert" sich seit Jahren mit einer schier herzergreifenden Hingabe um das Alterswerk von Rosa von Praunheim (82) - das begann 2018, als aus Anlass des 75. Geburtstages des wohl größten Wegbereiters der Schwulen-Bewegung in Deutschland (Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, 1971) eine Jubiläumsrevue in den Kammerspielen des DT veranstaltet wurde, und Bomhard und sein Schauspielerkollege Božidar Kocevski musizierten, sangen und spielten sie. Zwei Jahre später überraschte Praunheim, der bis da v.a. durch seine Filmen immer wieder Furore machte (zuletzt Darkroom, 2020; Rex Gildo, der letzte Tanz, 2022) mit seinem Stück Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs; auch da agierte das Duo Bomhard & Kocevski auf der Bühne.
Jetzt - aller guten Dinge sind drei - erleben wir die beiden (sowie zusätzlich Florian Köhler und Komi Mizrajim Togbonou) abermals in einem Praunheim-Stück, das vor paar Tagen am DT als deutsches Singspiel uraufgeführt wurde. Die Insel der Perversen heißt es, und komponiert hatte es Bomhard. Und in dieser kreativen Praunheim-Bomhard-Konstellation (Text & Musik) gab's vor zwei Jahren schon Die Bettwurst in der Bar jeder Vernunft zu sehen und zu hören.
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Die Insel der Perversen am DT Berlin | Foto (C) Eike Walkenhorst
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Worum geht es diesmal?
Deutschland wird von Weidel & Wagenknecht (Bomhard & Kocevski) regiert, wobei der Alice die Rolle der Kanzlerin und der Sarah die Rolle der Vizekanzlerin - rein dichterisch, versteht sich - zugewiesen wird. Bewacht und beschützt werden beide Frauen von einer respekteinflößenden Ordnungskraft (Togbonou). Im Publikum entdeckt "mann" eine hochverdächtig aufgemotzte Gestalt im rosa Kleid mit rotem Federkopfschmuck (Köhler) und fordert sie auf den Saal unverzüglich zu verlassen; der/ die Queere weigert sich und wird infolgedessen hinter die Bühne abgeführt; es fallen Schüsse. Der Anfang einer neuen Schwulenverfolgung?
Die Verfolgten - Jesus (Bomhard), Goethe (Togbonou), Rosa von Praunheim (Köhler) und ein infantiler und nicht näher benannter Eleve (Kocevski) - retten sich auf die Insel der Perversen, einer Art Rückzugsgebiet fernab der mittlerweile von Rechts- und Linksaußen totalitär beherrschten deutschen Lande.
Außerdem gibts durchaus sehens- und hörenswerte "Interludien" mit dem auf einem russischen Bär halbnackt herbeistrotzenden Kraftmeier Putin (Kocevski) oder dem sich in Gartenarbeit zurückgezogen habenden Hitler.
Und es wird geblödelt und gesungen.
Vier professionell sich gebende Comedians am Werk.
Mehr nicht.
Arg leichte Kost, vielleicht etwas zu arg, vor allem aber viel zu leicht.
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Andre Sokolowski - 9. Dezember 2024 ID 15048
DIE INSEL DER PERVERSEN (Kammerspiele, 07.12.2024)
Ein deutsches Singspiel von Rosa von Praunheim
Regie: Heiner Bomhard
Komposition & Live-Musik: Heiner Bomhard
Bühne: Arite Löcher
Kostüme: Carlotta Weiß
Licht: Kristina Jedelsky
Dramaturgie: Johann Otten und Bernd Isele
Mit: Heiner Bomhard, Božidar Kocevski, Florian Köhler und Komi Mizrajim Togbonou
UA am Deutschen Theater Berlin: 4. Dezember 2024
Weitere Termine: 20., 27.12.2024// 01.01.2025
Weitere Infos siehe auch: https://www.deutschestheater.de
https://www.andre-sokolowski.de
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