DIE NEUE WELTHÜTTE
im Schauspielhaus Bochum
Gestreamte Live-Einweihung mit zwei Stücken von Sivan Ben Yishai und Sibylle Berg - vom Übertragungstechnischen her keine Meisterleistung
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Bewertung:
"Die WeltHütte ist ein neuer Spielort im Schauspielhaus Bochum. Sie steht im Mittleren Foyer des Schauspielhauses und ist somit auch von außen durch die große Fensterfront gut sichtbar. Ein kalkulierter Fremdkörper im legendären 50er-Jahre-Design des Theaters: eine Blechhütte, die einerseits Schutzraum und Zuhause sein kann als auch Assoziationen weckt an unmenschliche Orte wie Hangar, Scheunen und Lager. 'WeltHütte' bedeutet: Dorf trifft Welt, Heimat trifft Fremde, Schutz trifft Unsicherheit, 'ich' trifft 'ihr', Isolation trifft Freiheit.
Das Gebäude wurde ursprünglich von der Künstlerin Anna Viebrock für eine Inszenierung der Ruhrtriennale entworfen (Universe Incomplete, 2018, Jahrhunderthalle Bochum). Im Schauspielhaus sollen rund um das Gebäude Aufführungen entstehen, die eine besondere Nähe zwischen Publikum und Spieler*innen ermöglichen – sobald es das Corona-Infektionsgeschehen wieder zulässt. In der Zwischenzeit werden die Inszenierungen als adaptierte Filmversionen online zu sehen sein."
(Quelle: schauspielhausbochum.de)
Somit [s.o.] hätten wir das mit der NEUEN WELTHÜTTE im Schauspielhaus Bochum zunächst geklärt - und schon wenden wir uns den beiden Monolog-Stücken, die anlässlich zu deren "Einweihung" (wenn man so sagen wollen würde) gestern Abend livegestreamt wurden, aufs Unverbindlichste und Raschste zu:
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Der von der Schauspielerin Jele Brückner auswändig gelernte und bewundernswürdig ab-gesprochene wie vor-gespielte Text von Sivan Ben Yishai ist - was den Text meint - eine hörerische Zumutung! Sich deren atemlose Vulven-Ode, wo es unter anderem oder vor allem um das Muschilecken und umherspritzende Pussysäfte geht, willig und gutgelauntermaßen zugemüte geführt zu haben, hätte einer anständigeren Portion Humor und Ironie bedurft als wie sie mir hier aus der Brillenperspektive einer scheinbar (nicht nur sexuell) vollkommen Über- oder Unterforderten vor meinen (zugegeben:) etwas infantilen maskulinen Latz geworfen wurde. Nebensächlich schien es sich um eine kläglich anmutende Künstlerpaarbeziehung - sie Romanautorin, er Filmregisseur - gehandelt zu haben, was die Sache allerdings nicht hörenswerter machte.
LIEBE / Eine argumentative Übung war und ist der größte Stückschrott, den ich je zur Kenntnis nehmen musste!
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Jele Brückner in LIEBE / Eine argumentative Übung am Schauspielhaus Bochum Foto (C) Birgit Hupfeld
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Viel, viel anderes hätte ich mir danach von Viel gut essen von Sibylle Berg, einer von meinen Lieblingsstückautorinnen, versprochen. Schon die erste Bildeinstellung mit Bernd Rademacher als egalem Nullachtfünfzehntyp von nebenan ließ hoffnungsfreudig stimmen, auch die Zauberflöten-Klänge aus dem Hinterhalt à la "Der Antichrist ist gekommen." hätten wohl erahnen lassen können, dass der Allerweltsmannmonolog ("Wo ist denn jetzt meine Muskatreibe?") gewisse Steigerungsnuancen vorbehaltlich in sich barg.
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Bernd Rademacher in Viel gut essen am Schauspielhaus Bochum | Foto (C) Birgit Hupfeld
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Doch leider, leider war dann schon nach wenigen Minuten Sense, weil die Übertragungstechnik dieses gut gemeinten Live-Streams nicht so funktionierte, wie sie hätte funktionieren sollen.
War halt Künstlerpech, kann man nichts machen.
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Andre Sokolowski - 3. Mai 2021 ID 12889
DIE NEUE WELTHÜTTE (Schauspielhaus Bochum, 02.05.2021)
LIEBE / Eine argumentative Übung
von Sivan Ben Yishai
Regie: Zita Gustav Wende
Übersetzung: Maren Kames
Bühne: Sophia Profanter
Kostüme: Tanja Maderner
Dramaturgie: Dorothea Neweling
Bildgestaltung (Film): Natalie Plaskura
Filmregie: Max Walter
Mit: Jele Brückner
Uraufführung am Nationaltheater Mannheim: 26.09.2019
Viel gut essen
von Sibylle Berg
Regie: Anna Stiepani
Bühne: Lan Anh Pham
Kostüme: Lasha Iashvili
Lichtdesign: Jan Hördemann
Dramaturgie: Vasco Boenisch
Mit: Bernd Rademacher
Uraufführung am Schauspiel Köln: 18.10.2014
Online-Premiere war am 2. Mai 2021.
Live-Stream auf schauspielhausbochum.de v. 02.05.2021
Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspielhausbochum.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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