Super-Hirnie
oder wie ich
die Langeweile
ertrug
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Lars Jung in Superhirn oder wie ich die Photonenklarinette erfand am Staatsschauspiel Dresden - Foto (C) Matthias Horn
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Bewertung:
Eine virtuose Gratwanderung zwischen Feinsinn und grobem Unfug war laut Programmheft versprochen, ein musikalisches Himmelfahrtskommando, ein selbstgebasteltes Universum für Tüftler, Frickler und verkannte Genies gar.
Ganz so falsch war das letztlich gar nicht, lediglich der Feinsinn ist zu subtrahieren in der Beschreibung. Vielleicht könnte man ihn auch durch „Langeweile“ ersetzen.
Clemens Sienknecht inszenierte das erste Mal in Dresden, und auf die Gefahr hin, der Außenwahrnehmung der Bewohner dieser barocken Großkleinstadt ideal zu entsprechen, könnte man es für mich damit bewenden lassen. Zu banal war das Gebotene, zu dürftig die theatralen Mittel, zu uninteressant im Ganzen, auch wenn sich natürlich gelegentlich ein Schmunzler einstellte. Aber das war in Summe für mich dann doch deutlich zu wenig.
Unbestritten - Superhirn oder wie ich die Photonenklarinette erfand wäre der Höhepunkt jeder Betriebsweihnachtsfeier gewesen und hätte noch wochenlang auf den Fluren für Gesprächsstoff gesorgt. Auch gibt es in Dresden einige Spielstätten, die die Produktion mit Kusshand nähmen und einen Kassenschlager zu erwarten hätten. Nur hat das Staatsschauspiel in Bezug auf musikalische Abende einen Ruf zu verteidigen, hier sei nur Thomas Mahn erwähnt. Das heute Gesehene hatte mit dieser Tradition wenig zu tun.
Spätestens, als Lars Jung in die Taschenlampe singen musste, in seinem dritten Solo, alle bewusst mit dünnem Stimmchen zu absolvieren, wollte sich der Gast mit Grausen wenden, allein er saß mittenmang im Publikum, und Höflichkeit ist eine Primärtugend. So saß er die letzte halbe Stunde auch noch ab.
Ein roter Faden war auch dann nicht zu entdecken, nicht mal ein Fädchen, immerhin sorgte die hübsch anzuschauende, orgelähnliche Superhirnmaschine an der Wand für etwas Konstanz im Nummernprogramm. Und selbst wenn man ein Medley sämtlicher Rockklassiker aus dem Playback fuhr, deren Titelzeilen allen ein „Superhirn“ übergeholfen wurde, wenn sich Clemens Sienknecht als Sinatra versuchte (und scheiterte), wenn die Kostüme (Anke Grot) sehenswert waren - - am Ende blieb bei mir nur hängen, dass Matthias Luckey auch im Falsett hervorragend singen kann.
Dass die unterforderte Antje Trautmann keine Chance bekam, dies (erneut) auch unter Beweis zu stellen, war aber ein weiteres Ärgernis. Stattdessen musste sie eine Silbermond-Persiflage geben, die sich bald erschöpfte.
Pauline Kästner schlug sich tapfer, Lars Jung spielte, was zu spielen war (und das war nicht viel) und musste deutlich zu häufig singen.
Die Tanzeinlagen des Ensembles, wenn man die so nennen will, waren schlicht langweilig, das Geflöte in den Grammophonlautsprecher hinein eher peinlich. Clemens Sienknecht hatte als Multiinstrumentalist einige starke Momente und offenbar auch große Freude an seinem Werk.
Dennoch, deutlich mehr als nur höflicher Beifall am Ende, vielleicht auch dank der vielen Kollegen im Saal. Auf die geforderte Zugabe verzichtete man jedoch, was mich dann wieder halbwegs mit dem Abend versöhnte.
Den im Foyer nachher eingefangenen Kommentaren nach muss das hier Geschriebene als Minderheitenmeinung gelten, aber was solls. Dann hab ich es eben nur nicht verstanden.
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Matthias Luckey, Antje Trautmann und Clemens Sienknecht (v.l.n.r.) in Superhirn oder wie ich die Photonenklarinette erfand am Staatsschauspiel Dresden - Foto (C) Matthias Horn
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Sandro Zimmermann - 8. Februar 2015 ID 8421
SUPERHIRN ODER WIE ICH DIE PHOTONENKLARINETTE ERFAND (Kleines haus 3, 07.02.2015)
Regie und Musik: Clemens Sienknecht
Künstlerische Mitarbeit: Barbara Bürk
Bühne und Kostüm: Anke Grot
Licht: Andreas Rösler
Dramaturgie: Janine Ortiz
Besetzung:
Pauline Kästner, Antje Trautmann, Lars Jung, Matthias Luckey und Clemens Sienknecht
Uraufführung war am 7. Februar 2015
Weitere Termine: 14., 26. 2. / 7., 26. 3. / 6. 4. 2015
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsschauspiel-dresden.de
Post an Sandro Zimmermann
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