Bei den
Wildeman´s
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Happiness Unlimited in der Neuköllner Oper | Foto (C) Matthias Heyde
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Bewertung:
Blinde Kuh spielen ist klassisch, jeder kennt's aus Kindertagen, und es macht ganz einfach Spaß die Augen zugebunden zu bekommen, um sich - derart unbeholfen also tapsig fortbewegend - in den einmaligen Zustand eines Blinden (eines Blinde-Kuh-Betroff'nen) zu versetzen resp. von den anderen, die einem halt die Augen vorher zubanden, versetzt zu werden. Und gottlob ist dieser Zustand nur ein Spiel und hält demnach nicht an, man weiß also genau, dass das, was kurz vorher war, danach wieder ist: zu sehen.
Nicht viel anders läuft es in dem holländischen Happiness Unlimited des Amsterdamer Project Wildeman. Die vier Performer [Namen s.u.] kümmeren sich dann diesbezüglich um ihr willig-neugieriges Publikum, dem sie in ihren schönen, langen weißen Ärztekitteln à la den Krokowski's aus dem Land der Windmühlen & Deiche zu Beginn so eine Traumreise versprechen - hierzu müsste es natürlich sein bisheriges Bewusstseinsdasein freiwilliger Weise und vorübergehend ablegen; man kriegt 'ne schwarze Augenbinde kurzerhand verabreicht, und so tapst man mit den anderen um sich herum, denen es ebenso nicht besser geht, immer voran - nicht wissend (also un-sehend), wohin man da geleitet würde. Freilich gibt es pflegerischen Beistand, eine Art von Fortbewegungs-Assistenz, also dass man nicht während seiner tapsig-unbeholf'nen Fortbewegung auf die Schnauze fiele oder so...
Das exkursive Ziel: ein "Raum, in dem Künstler und Publikum gemeinsam hören, fühlen, erleben und machen, sich einlassen auf Klang, Rhythmus und den eigenen Pulsschlag? Überhaupt das Eigene: Ist unser Alltag nicht immer zuerst bestimmt vom Verhältnis zwischen uns und den Anderen – Kollegen, Lebenspartnern, Freunden, Familie? Wo und wie und warum sind die Grenzen zwischen mir und den/dem Anderen? Individualität und Gemeinschaft, das große Thema, hier: ein Spiel, eine Erfahrung, ein Theaterabend der anderen Art." (Quelle: neukoellneroper.de)
Nachdem es uns - quasi am Ziele angelangt - gestattet ist, die schwarzen Augenbinden wieder abzunehmen (kurz zuvor noch, in dem Zustand zugebund'nen Auges, waren wir zum Tanzen aufgefordert worden, was dann auch als Angebot von allen "Blinden" dankbar angenommen wurde; jedenfalls berichtete mir Maarten nach der Vorstellung, dass ausnahmslos wohl das gesamte Publikum sich mit dem Vor-sich-hin-Tanzen beschäftigte), werden wir Augenzeuge einer ca. viertelstündigen Extra-Ekstase der vier Musiker, die nunmehr ihr performatives Können per Percussion's demonstrieren - hierzu sind sie jetzt höchstselbst mit allienhaften Ganz-Gesichtsmasken verdeckt und dreschen also frisch & frei & fröhlich so drauf los; das sieht schon toll aus und klingt dementsprechend gut.
Unser gemeinschaftlicher Gruppenausflug endet dann - mit einem schönen Gruppenessen - nach achtzig Minuten, ungefähr.
Hat Spaß gemacht.
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Happiness Unlimited in der Neuköllner Oper | Foto (C) Matthias Heyde
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Andre Sokolowski - 11. Mai 2017 ID 10026
HAPPINESS UNLIMITED (Studio, 10.05.2017)
Ein inklusives Projekt mit dem Project Wildeman
Konzept: Project Wildeman
Regie: Olivia Maria Schaaf
Ausstattung: Sarah-Katharina Karl
Dramaturgie: Bernhard Glocksin
Mit: Robin Block, Sven Hamerpagt, Milan Mes und Maarten Vinkenoog
Uraufführung an der Neuköllner Oper: 3. Mai 2017
Weitere Termine: 11., 18.-21.05. / 28., 30.06. / 01., 02.07.2017
Weitere Infos siehe auch: http://www.projectwildeman.nl
http://www.andre-sokolowski.de
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