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nachDRUCK # 5

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Premierenkritik

METANOIA - über das

denken hinaus

Großaufgebot der Staatskapelle Berlin verschafft der imposanten Partitur Jens Joneleits einseitiges Gewicht - die librettöse Überpinselung von Nietzsche (und über die ersten 20 Seiten [jenes Nietzsche] wäre dann auch ich wohl nicht hinausgekommen; hätte ihn dann allerdings erst gar nicht weiter ästimiert) durch René Pollesch ist des Furzes, den sie kurzzeitig (und hoffentlich dann nur bei mir) erzeugte, eigentlich nicht wert

Jens Joneleit erzählt uns in der halbstündigen Stückeinführung, wie's zu seinem Werkauftrag gekommen war: 2006 begegneten sich er und Daniel Barenboim in Wien; er kriegte einen Komponistenpreis, und Barenboim den Preis fürs Lebenswerk - Stifter war/ist die Firma Siemens... Joneleit schrieb für den Ausgezeichneten (und freilich auch für sich) ein Stück, das beiden irgendwie ganz gut gefiel; so führte es dann Daniel Barenboim mit "seiner" Staatskapelle auf und fragte anschließend Jens Joneleit, ob der ihm nicht für den bevorstehenden Umzug - Staatsoper ins Schillertheater - eine Oper komponieren wollte, was den so Gefragten erst mal arg erschreckte; und so kamen beide also überein... Ein Texter und ein Regisseur (oder auch in der umgekehrten Reihenfolge) wurden noch hinzu bestellt; 2008 war dann die Oper ausgereift... 2010 verschied der Regisseur; mit Christof Schlingensiefs humoriger Distanz und grenzenloser Fantasie hätte man sich dann das Projekt, also im Ganzen, respektabel vorstell'n können!

Es kam aber leider ganz, ganz anders.

Dass das Produktionsteam (ohne den verstorbnen Schlingensief) die Uraufführung schließlich "in die eignen Hände" nahm und - scheinbar völlig demokratisch - kollektiv den Kraftakt bis zu Ende durchzustehen willens (und auch fähig) war, bedarf - nicht nur in Anbetracht des Beispiellosen sowie Einmaligen jenes Vorgangs - keines Kommentars; es zeugt von einer inbrünstig zu nennenden Verbundenheit mit dem Dahinentschwundenen, es macht die "Sache" schön und menschlich - - doch es tat dem vorgestellten Werk an sich nicht gut.

(Höflichkeitsbeifall nach der ersten Aufführung; dieses vorab gesagt.)

Wir wiederholen es; wir spekulieren freilich wild drauf los: Gut möglich also, dass, wenn Schlingensiefs humorige Distanz und grenzenlose Fantasie hier mit von der Partie gewesen wären, dass die Chose ungezwungen "freier" und "gelöster" abgelaufen wäre als wie hier und jetzt; denn dieses Opus will und muss man schizophren betrachten:

Die gehörten Klänge machen sich grandios - ein erster und voraushörender Eindruck, was (allein akustisch) in dem neuen Saal so Alles machbar wäre; Joneleit hat einen Apparat für das Orchester vorbestimmt, der dem von Tristan und Isolde kaum mehr nachsteht. Seine Chöre klingen transparent und ausgewogen. Er hat einen feinheitlichen Sinn für die "Behandlungen" der Menschenstimmen, fließend geht er über in den Sprechgesang, mitunter nimmt er sich (als Komponist) gar völlig aus der Sprechstimmengestaltung raus...

Nicht auszudenken, was ihm da (und für die Zukunft) wohl gelingen hätte können (und auch sicher noch gelingen wird), hätte er etwas Zwischenmenschliches, ein Stück mit Handlung oder so, als Text vorher gekriegt.

So "musste" er sich jetzt mit einem Blablabla zufrieden geben, was als René Pollesch's Überpinselung der ersten 20 Seiten eines Nietzschetextes (s.u.) ausgewiesen worden war; und das war nicht nur armselig...

Peinlich berührtes Kopf- und Kehlkopfkratzen meinerseits.




METANOIA von Jens Joneleit, uraufgeführt an der Staatsoper im Schillertheater
Foto (C) Monika Rittershaus

Andre Sokolowski - 3. Oktober 2010 (2)
ID 4862
Jens Joneleit: METANOIA - über das denken hinaus

Oper in einem Aufzug frei nach einem Text von René Pollesch (unter freier Verwendung von Texten aus Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik von Friedrich Nietzsche) für fünf Gesangssolisten, gemischten Chor, Orchester und Live-Elektronik


Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
eingerichtet vom künstlerischen Team der Produktion und dem Ensemble [in alphabetischer Reihenfolge]: Voxi Bärenklau, Daniel Barenboim, Reinhold Braig, Graham Clark, Annette Dasch, Meika Dresenkamp, Olaf Freese, Eberhard Friedrich, Thomas Goerge, Joachim Haas, Carl Hegemann, Gregorio Karman, Aino Laberenz, Anna-Sophie Mahler, Heta Multanen, Anna Prohaska, Alfred Reiter, Daniel Schmutzhard, Katharina Winkler, Martin Wuttke, dem Staatsopernchor, der Staatskapelle Berlin und dem Experimentalstudio des SWR

Premiere der UA in der Staatsoper im Schillertheater war am 3. Oktober 2010.
Weitere Termine: 06., 08., 10., 12., 16.10.2010 / 02., 05.07.2011


http://www.staatsoper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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