25. November 2010 - Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
DER KAUFMANN VON BERLIN von Walter Mehring
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Von Walter Mehring (1896-1981) stammt das Stück DER KAUFMANN VON BERLIN, das jetzt in einer Inszenierung von Frank Castorf an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu bestaunen ist...
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Auf der von Udo Lindenberg betriebenen Website "ATLANTIC AFFAIRS - Sterne, die nie untergehen" (http://www.atlanticaffairs.de) steht über Walter Mehring (1896-1981) Das hier:
"Walter Mehring war einer der besten Texter der 20er Jahre, dessen Texte unter anderem auch von Hollaender vertont wurden (z. B. 'Baby', 'Die roten Schuhe'). Nach aktiver Zeit als Dadaist schrieb Walter Mehring gegen den Ungeist: Pfaffentum, Militarismus, Antisemitismus und Korruption. Als Mitarbeiter der Weltbühne übersetzte er Lieder der Französischen Revolution ins Deutsche. Nicht ahnen konnte er, daß der Hunger und bitterste Armut seine Begleiter in seinem amerikanischen Exil (1933-1953) sein würden - auf dem Gang durch die kleinen Hotels. Bitterer noch als die Armut im Exil war das 'Vergessen-zu-sein' danach. Die Nazis verbrannten am 10. Mai 1933 auch seine Bücher. Als Walter Mehring in die Bundesrepublik zurückkehrte, war er nahezu verstummt. Seine spitze Feder verstaubte in den Jahren des Nach-Exils, das eher ein Noch-Exil war. Bereits 1934 sah er sein eigenes Schicksal voraus:
'Du bist verdonnert nun auf lebenslänglich / Zu den kleinen Hotels / Zu den kleinen Hotels / Zu den kleinen Hotels.' Am 3. Oktober 1981 beendete der Tod seine Emigration. Für sein ganzes rastloses Leben galt die Zeile aus Der Emigrantenchoral: 'Die ganze Heimat / Und das bißchen Vaterland / Die trägt der Emigrant / Von Mensch zu Mensch - von Ort zu Ort / An seinen Sohl'n, in seinem Sacktuch mit sich fort.'"
Und Das gefällt uns, was uns Udo über'n Mehring so mit auf dem Wege gibt - daher unser Zitat von ihm...
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Frank Castorf hat jetzt Mehrings Der Kaufmann von Berlin (1929) auf seine Volksbühne geholt; vier Stunden geht die (kurzweilige!) Aufführung; es spielen Sophie Rois, Margarita Breitkreiz, Dieter Mann, Marc Hosemann, Bärbel Bolle, Volker Spengler, Mex Schlüpfer und Maria Kwiatkowsky; die Ausstattung stammt von Bert Neumann, die Kostüme von Tabea Braun; Jens Crull / Mathias Klütz sind für die Filmeinlagen zuständig...
Das Stück ist, so vom Textbuch her, viel-viel zu lang und allzu weitschweifig geschrieben; dennoch hat es irgendwie genialen Witz - es "handelt" und behandelt Menschen aus und in und nach Berlin und spielt zur Großen Inflation (Weltwirtschaftskrise) - ja und nicht nur nebenbei ist es, natürlich, eine hochbrillante Persiflage auf Antisemitismus allgemein und im Besonderen: Und so erfahren wir die frei erdichtete Geschichte eines ostjüdischen Bankers - - und wer, wie auch immer, Parallelen zur Finanz- und Bankkrise von heute ziehen will, der kann das freilich tun, aber er muss es nicht...
Der Kaufmann von Berlin lässt uns die Zeit in einer (jener) Stadt sehr nachträglich lebendig werden; und dem Castorf ist es schon gelungen, Atmosphäre - und sogar durch simulierte Flagschüsse hinein ins Publikum - nachhaltig zu erzielen.
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Andre Sokolowski - 26. November 2010 ID 4951
DER KAUFMANN VON BERLIN (Volksbühne Berlin, 25.11.2010)
Regie: Frank Castorf
Bühne: Bert Neumann
Kostüme: Tabea Braun
Video: Jens Crull
Kamera: Mathias Klütz
Mit: Bärbel Bolle, Margarita Breitkreiz, Marc Hosemann, Maria Kwiatkowsky, Dieter Mann, Sophie Rois, Mex Schlüpfer und Volker Spengler
Premiere war am 20. November 2010
Weitere Vorstellungen: 16., 25., 29.12.2010
Weitere Infos siehe auch: http://www.volksbuehne-berlin.de
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