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1. Juni 2012, Premiere mit dem Staatsballett Berlin

THE OPEN SQUARE (UA)

von Itzik Galili | Musik von Percossa


Sieht zwar ziemlich klassisch aus - aber das täuscht! War frei von jedem Staatsballettklischée: THE OPEN SQUARE von Itzik Galili (Musik von Percossa) feierte seine umjubelte Premiere - Foto (C) Bettina Stöß


Glühwürmchen und Hüpfebild

Der Abend geht schon lustig los:

Michael Banzhaf tritt vors Mikrofon. Ein Lichtspot ist zunächst allein auf ihn gerichtet. Er beginnt sich als Ensemblemitglied vorzustellen und verweist auf seine allzu lange Zugehörigkeit beim Staatsballett Berlin; im Übrigen, fügt er hinzu, wäre das heute seine 700. Vorstellung - er sagt das Alles brusttonmäßig überzeugend, dass der Hörer erst mal gar nicht einen Zweifel hegt und ihm zu diesem ungeheuerlichen Jubiläum (siebenhundert mal getanzt? ja kann man danach überhaupt noch unbeschadet weiterleben??) applaudiert. Erst nach und nach begreift man freilich, dass er diese Sätze wohl die nächsten (700) Aufführungen des beginnenden 70minütigen Spektakels conferencieren wird - inzwischen fallen auch paar Schüsse: Kreischende Ballettmitglieder scharen sich um einen Liegenden; jener Erschossene wäre der Sitznachbar Banzhaf's gewesen, als er neulich mal inmitten des Komische-Oper-Publikums gesessen hätte und derjenige, also der Sitznachbar, hätte verlauten lassen, ob er (Banzhaf) es nicht auch bezeichnend finden würde, dass dann im Theater immer wieder nur dasselbe abgenudelt werden würde oder so... Und außerdem (und jetzt erhebt der Banzhaf echauffierend seine Stimme): Alle Tänzer wären sowieso bloß mit, ja und es gäbe halt nur EINEN EINZIGEN, der zählt = der Choreograph!




Rechts sehen wir Michael Banzhaf vom Staatsballett Berlin, wie er als Sprecher das am Freitag welturaufgeführte Tanzstück THE OPEN SQUARE beginnen lässt - Foto (C) Bettina Stöß



Itzik Galili dachte sich nun diese Art Entrée zu seinem Stück The Open Square aus, und er schuf hiernach ein Dutzend kurzer (oder weniger kurzer) Tanzbilder, welche auf die vom Orchester der Komischen Oper Berlin (Dirigent: Alexander Vitlin) gespielten Musik Percossas choreografiert und inszeniert gewesen waren.

Und so pfiffig und "modern" hat man dann auch das Staatsballett Berlin, das 20 seiner Mitglieder für diese schweißtreibende Arbeit auf die Bretter schickte, lange oder gar noch nie erlebt!

Das Stück hat keine durchgehende Handlung, und obgleich doch jedes der 12 Unterstücke je eine Geschichte oder einen ganz speziellen Eindruck oder ein vermitteltes Gefühl (beim Sehen und beim Hören) transportiert oder zu transportieren willens ist. Nicht "durchgehend" gelingt das - und mitunter bleibt man dann als Publikumsvertreter etwas rat- oder empfindungslos auf weiter Strecke; es gibt praktisch Stellen oder Szenen, die sich so auch im Berliner Friedrichstadtpalast ereignet haben könnten: voller tänzerischer Pracht, revuemäßig gestylt, aber am Ende irgendwie doch "seelenlos" - was ganz besonders in den größeren Ensembleszenen ("Kuhterwaltz" und "Borderline-Tanz") aufgefallen ist; da nerven allerdings auch die nicht enden wollenden und immer gleich klingenden Klänge im Percossa-Sound...

Im Großen oder Ganzen überzeugen und beeindrucken die "etwas kleineren" und umso überraschender herwirkenden Begebenheiten auf der Bühne. Beispielsweise jener Auftritt, wo die TänzerInnen mit dem Licht herumhantieren. Es sieht aus wie so ein kindbekanntes Sommerhighlight nach dem Linck'schen Motto "Glühwürmchen, Glühwürmchen flimmre, flimmre"...



Hier spielt das Staatsballett Berlin mit Licht - Fotoi (C) Bettina Stöß



Und dann erst die rumhüpfenden Männer (Szenenapplaus!) - völlig ungewohnt und souverän zugleich, wie der Galili dann in diesem Fall das eigene Geschlecht atypisierend auf die Schippe nimmt! Man wird also mit einem Mal der "auftretenden" Traumkörper, die sich da maskulinisch präsentieren, voll gewahr, fängt auch mitunter (bei dem Anblick) an zu lefzen - ja und plötzlich kippt das Alles dann in eine Art von Selbstverarsche (s. u. das Hüpfebild). Komisch und absolut zugleich!!

Wir sind begeistert und entzückt. The Open Square hat's Zeug zum Renner.




Hüpfebild mit Männern - Foto (C) Bettina Stöß


Andre Sokolowski - 2. Juni 2012
ID 00000006006
THE OPEN SQUARE (Staatsballett Berlin, 01.06.2012)
Musikalische Leitung: Alexander Vitlin
Choreographie und Inszenierung: Itzik Galili
Assistenten des Choreographen: Helena Volkov, Leonardo Centi und Jesus de Vega Gomez
Bühne: Janco van Barnevald
Musik von: Percossa
Kostüme: Natasja Lansen
Licht: Yaron Abulafia
Es tanzten Solisten und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin: Elisa Carrillo Cabrera, Nadja Saidakova, Krasina Pavlova, Maria Boumpouli, Maria Giambona, Anissa Bruley, Soraya Bruno, Natalia Munoz, Haley Schwan, Xenia Wiest, Mikhail Kaniskin, Michael Banzhaf, Arshak Ghalumyan, Vladislav Marinov, Dominic Hodal, Alexander Korn, Kévin Pouzou, Federico Spallitta, Robert Wohlert und Sven Seidelmann
Orchester der Komischen Oper Berlin
Uraufführung war am 1. Juni 2012 in der Komischen Oper Berlin
Weitere Termine: 3., 4., 14., 19., 22., 25. 6. 2012


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsballett-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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