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Performance


12. April 2013, Gastspiel im Hebbel am Ufer (HAU1)

THIS IS THEATRE LIKE IT WAS TO BE EXPECTED AND FORESEEN

von Jan Fabre / Troubleyn


Gastspiel im HAU1 Berlin - This is theatre like it was to be expected and foreseen von Jan / Troubleyn - Foto (C) Wonge Bergmann



An- und ausziehend



Jan Fabre gibts seit über 50 Jahren. Er ist Belgier. Und er ist berühmt, um nicht zu sagen weltberühmt - als Maler, als Dramatiker, als Regisseur, als Choreograf. Er macht auch viel, viel, viel Performances - eine von seinen ausgebuggstesten war jetzt im HAU zu sehen; sie heißt (s. o.) und dauert 480 Minuten.

Wie viel sind 480 Minuten?

8 Stunden!

"Bei diesem Stück besteht während der Vorstellung die Möglichkeit, den Saal zu verlassen und später wieder zurückzukehren. Die Bar hat während der gesamten Performance geöffnet." (Quelle: hebbel-am-ufer.de)

Die Truppe (11 Performer) ist sehr, sehr, sehr nett.

Und ihre Mega-Vorstellung - die wir jedoch (die wir am Stadtrand von Berlin wohnen) vier Stunden früher als die meisten Anderen verlassen mussten, um noch rechtzeitig, bevor dann keine S-Bahn mehr gefahren wäre, an das Heimziel zu gelangen - hatte eine Kurzweile, die überraschend war!



This is theatre like it was to be expected and foreseen von Jan / Troubleyn - Foto (C) Wonge Bergmann



"'Es ist, wie es war': Der Titel enthält eine Tautologie, die einer doppelten Negation gleichkommt. Bei dieser Produktion handelt es sich nicht mehr um Theater, und wenn doch, dann sicher nicht so, wie es vorherzusehen gewesen wäre. Zu erwarten stand eine Fiktion, aber hier ging und geht es mehr um Arbeit als ums Spiel, mehr um Realität als um Konstruktion und Phantasie, mehr um den realen Raum als um die Repräsentation eines Ortes. Fabre schuf hier ein Universum, welches das Theater in seinen Fundamenten erschütterte." (Quelle: hebbel-am-ufer.de)





This is theatre like it was to be expected and foreseen von Jan / Troubleyn - Foto (C) Wonge Bergmann



Also was blieb uns aus den vier non-stop erlebten Stunden in erlebtester Erinnerung?

Drei starke Bilder:

Mindestens 2 Stunden lang (gefühlter Maßen) zieht sich ein uns durch und durch sympathisch anmutendes Pärchen seine Anziehsachen - Sakko, Hose, Hemd - unzählig viele Male aus und an; zuvor hatte es sich ein paar Mal hin und her geneckt und war dann also auf- und abgetreten, und der Mann hatte die Frau zunächst gekrabbelt, dass sie wie am Spieß gelacht hatte, und also hatten wir beim Zuschauen der Zwei so eine unbedingte positiv-verheiterlichte Stimmung, dass wir meinten, uns an diesen Beiden überhaupt nicht satt sehen und satt freuen zu können... Doch wir kriegten ja ausgiebig Zeit, das Liebespaar bei seiner nachfolgenden Aus-/Anzieherei 2 Stunden lang (gefühlter Maßen, wie gesagt) hinlänglich zu beobachten - - während des Ganzen waren dann auch Bunzenbrenner, die die andern neun Ensemblemitglieder betätigten oder hinein oder hinaus getragen hatten, langwierig zu sehen. Usw. usf.

Dann wurden kleine Säckchen voll mit weißgelblichem Babybrei (Quark? Joghurt? Kefir? Sojasoße?) auf der Bühne aufgehängt, ja und dann kamen so zwei Männer, und die bissen in die kleinen Säckchen rein, dass es aus diesen kleinen Säckchen auf den Bühnenboden tropfte; und dann kamen, nacheinander, alle Elf und krochen auf dem Bühnenboden hin und her und: Alle leckten sie den Bühnenboden auf - also muss es ihnen doch irgendwie geschmeckt haben; sie hatten halt dann großen Appetit auf Quark oder auf Joghurt oder Kefir oder Sojasoße. Einfach lecker!

Dritte Eingeprägtsamkeit: Wieder ein Paar - es joggt, mindestens eine halbe Stunde lang, so auf der Stelle und gibt nacheinander immer wieder dann diegleichen Sätze (auf Englisch, auf Flämisch, auf Deutsch) von sich, dass es den Anschein hat, als würde es sich miteinander unterhalten; halt so ganz gemütlich und beim Joggen... Und dann rennt es immer schneller und schneller und schneller; und der Mann glänzt schon vor lauter Schweiß - die Frau hingegen, wäre zu vermuten, hätte wohl dann noch Reserven für ein weiteres Jogg-Halbestündchen; und dann sind sie auch schon fertig mit dem Joggen, setzen sich gemütlich auf den Bühnenboden und rauchen gemütlich eine Zigarette...

Und auch Sittiche und Schildkröten waren in diesem und in einem Bild davor so quasi mit dabei. Auf dem Programmzettel stand bloß: "In dieser Aufführung werden keine Tiere verletzt. Sie werden mit Respekt und Sorgfalt behandelt."

Sensationell!!!


a. so. - 13. April 2013
ID 6683
THIS IS THEATRE LIKE IT WAS TO BE EXPECTED AND FORESEEN (HAU1, 12.04.2013)
Regie: Jan Fabre
Musik: Guy Drieghe
Kostümbild: Pol Engels
Regieassistenz: Miet Martens und Renèe Copraij
Performer: Maria Dafneros, Piet Defrancq, Melissa Guerin, Carlijn Koppelmans, Lisa May, Giulia Perelli, Gilles Polet, Pietro Quadrino und Kasper Vandenberghe
Kostüme: Katarzyna Mielczarek
Technik: Thomas Vermaercke
Produktionsleitung: Helmut Van den Meersschaut
Berlin-Gastspiel am 12. / 13. April 2013
Produktion Re-enactment 2012: Troubleyn/Jan Fabre (Antwerpen); Koproduktion: Desingel (Antwerpen), Romaeuropa Festival (Rom)


Weitere Infos siehe auch: http://www.hebbel-am-ufer.de


http://www.andre-sokolowski.de



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