AUTORENTHEATERTAGE BERLIN 2013
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10. Juni 2013, AUTORENTHEATERTAGE BERLIN
DU MEIN TOD
Eine wahre Geschichte, nacherzählt von Thomas Schmauser
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Authentisches ist meistens besser als Erfundenes - das Leben übertrifft die Gattung Drama, seine wahren "Stoffe" sind am seltensten für Dichter formbar. Sowas Ähnliches dachte gewiss auch Thomas Schmauser (41) - eigentlich ein Schauspieler - , der es auch gar nicht erst den großen Dichtern resp. Stückeschreibern, die zuhauf beim diesjährigen Treffen der AUTORENTHEATERTAGE BERLIN rund ums DT herum versammelt sind, nachmachen wollte und sich daher schlicht um eine funktionierende Dramaturgie frei nach dem Dok.-Film Southern Comfort von Kate Davis sorgte und bemühte. Das gelang ihm gut!
Im so entstandnen Sprech- und Spieltext Du mein Tod werden die letzten Lebenstage Robert Eads im Kreise seiner kleinen Wahlfamilie (seiner Freundin Lola Cola, seines wahlverwandschaftlichen Quasi-Sohnes Max und dessen Lebenspartnerin Cas) abgefeiert, bis die Hauptfigur letztendlich hinscheidet.
Ursula Werner leiht dem 53jährigen Transsexuellen - dem ein allerletzter körperlicher Eingriff von amtsarztswegen (der gute Ruf der Medizin und Ärzteschaft stünde so auf dem Spiel?) verwehrt wurde - auf das Grandioseste ihren in Cowboyhemd und Cowboyhose steckenden "männlichen" Leib. Sie artikuliert ihre als letzte Worte unaufdringlich zelebrierten Wahrnehmungen seiner Umwelt mit betonter Ruhe oder unter (nicht nur köperlichen!) Schmerzen. Ihre menschlich großartige Sichtweise auf Dinge und Gegebenheiten, die sozial als wie gesellschaftlich unauflösbarer wohl nicht sein können, ermahnt nicht nur zu einem wütend nachdenklichen Folgeschritt (ins Leere) - sie erschüttert und berührt vor allem!!
Peter Brombacher ist Roberts letzte Freundin Lola Cola - ebenso, wie Robert, eine Transe, nur halt "umgekehrt". Als Robert stirbt und plötzlich nicht mehr da ist, malt sie hektisch einen Riesenbaum mit grüner Farbe an die Wand...
Barbara Dussler, die die Transe Max verkörpert, kauft man ihre echten Tränen sowie ihre echte Überwältigung kurz vor dem Ableben des ihm wie'n gleichgesinnter Vater für nur einen kurzzeitigen Lebensabschnitt Vorgekommnen ab.
SchauspielerInnen-Sternstunde.
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"Robert Eads (1945-1999) wurde als Frau geboren, durchlitt eine Ehe und zwei Schwangerschaften und vollzog schließlich die Wandlung zum Mann mit über vierzig Jahren. In den 1980ern unterzog sie sich einer Testosteron-Therapie und modifizierten doppelten Mastektomie, einer Brustamputation, um einen männlichen Körperbau zu erlangen. Eads lebte bis an sein Lebensende mit weiblichen Geschlechtsorganen. Eine Phalloplastik blieb dem Transsexuellen versagt. Als er 1996 wegen Unterleibsschmerzen einen Arzt konsultierte, diagnostizierte dieser einen Eierstockkrebs. Das bittere Resümee von Eads: Die restliche Weiblichkeit brachte ihn am Ende noch um. Erzählt werden, in Anlehnung an den preisgekrönten Dokumentarfilm Southern Comfort von Kate Davis, die letzten Wochen von Robert Eads und seiner letzten Gefährtin, der Transsexuellen Lola Cola." [Textquelle: Deutsches Theater Berlin] | Fotoquelle: docurama.com
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Bewertung:
Andre Sokolowski - 11. Juni 2013 ID 6836
DU MEIN TOD (Kammerspiele, 10.06.2013)
Regie und Bühne: Thomas Schmauser
Kostüme: Estelle Cassani
Musik: Ivica Vukelic
Dramaturgie: Matthias Günther
Besetzung:
Peter Brombacher, Barbara Dussler, Morgane Ferru und Ursula Werner
Uraufführung an den Münchner Kammerspielen war am 13. Mai 2012
Gastspiel der Münchner Kammerspiele zu den AUTORENTHEATERTAGEN BERLIN
Weitere Infos siehe auch: http://www.muenchner-kammerspiele.de
http://www.andre-sokolowski.de
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