Zwei Eimer Wasser für
eine Esche
ESCHENLIEBE von Theresia Walser
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Bewertung:
Ein Einpersonenstück ohne festen Ort. Für Aufmerksamkeit sorgt der Name der prominenten Autorin. Theresia Walsers Eschenliebe erlebt ihre Uraufführung beim Kunstfest Weimar und wird in verschiedenen thüringischen Räumen, über die Grenzen Weimars hinaus, dargeboten, unaufwändig, aber doch mit dem Nimbus des Besonderen versehen. Überhaupt verstehen es die Weimarer, mit einer Vielzahl von nicht allzu kostspieligen Veranstaltungen Festivalatmosphäre zu kreieren. Am Überbietungswettbewerb zwischen Wien, Salzburg und Berlin nehmen sie nicht teil. Zwischen wenigen Stars – Robert Wilson oder eben Theresia Walser – überraschen sie mit noch nicht ganz so großen Namen.
Eschenliebe ist nicht die erste Auftragsarbeit, die Theresia Walser für das Kunstfest Weimar geschrieben hat, und auch der luxemburgische Schauspieler Steve Karier, der auf Monodramen spezialisiert ist und für den sie den Text erfunden hat, ist nicht zum ersten Mal hier. Die Bindung an den Auftraggeber wird noch unterstrichen, indem der Festivalleiter gleich die Dramaturgie übernommen hat.
Karier betritt die leere Spielfläche mit zwei Eimern Wasser, um, wie er sagt, einen Baum zu gießen. Die folgende Stunde rührt er sich nicht vom Fleck. Damit es was zu sehen gibt, bemüht er ein Übermaß an Mimik und Gestik. Wenn er sagt: „um den Mummelsee herum“, macht er eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger. Das fehlende Bühnenbild ersetzen Lichträume.
Luc Teichmann, so der Name des Erzählers, berichtet von der Esche am Stadtrand, die er nachts gießt und nach und nach lieben lernt. Er deutet Dialoge mit Albert an, der ihm gefolgt ist und ihn beobachtet hat. Er entwirft eine Typologie des Lachens und schaut zurück auf 23 Jahre bei Metz & Co. Andere halten ihn für einen Spinner. Die Autorin und die Regisseurin Daliah Kentges gehören offenbar nicht dazu. Sie nehmen ihn sehr ernst. Das letzte Wort gehört anderen, die, aus dem Mund Luc Teichmans alias Steve Kariers, über ihn reden.
Sporadisch wird der Vortrag von Geräuschen oder einer Musik unterbrochen, die als Plagiat von Jean Sibelius' Valse triste durchginge.
So recht will dieses Monodrama nicht fesseln. Es besitzt nicht die satirische Schärfe eines Helmut Qaltinger, nicht die groteske Komik eines Dario Fo, nicht die bis ins Manische gesteigerte strenge Form von Thomas Bernhards Monologen. Es gleicht einer Standup Comedy ohne Pointen. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Allenfalls ein geliebter Baum. Ich gestehe: dafür fehlt mir die Ader. Ich habe schon verstanden: wir sollten die Natur schützen. Aber muss das in Form eines Monologs geschehen?
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Steve Karier | Foto (C) Thomas Müller
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Thomas Rothschild – 25. August 2023 ID 14351
ESCHENLIEBE (Studiobühne des DNT Weimar, 24.08.2023)
von Theresia Walser
Regie: Daliah Kentges
Dramaturgie: Rolf C. Hemke
Mit: Steve Karier
Technik & Lichtdesign: Krischan Kriesten
UA beim Kunstfest Weimar: 24. August 2023
Weitere (Thüringer) Termine: bis 10.09.2023
Koproduktion mit Les Théâtres de la Ville de Luxembourg
Weitere Infos siehe auch: https://www.kunstfest-weimar.de
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