Xenia & Susi
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Suzan Boogaerdt (als Xenia) in THE WORK von Susanne Kennedy und Markus Selg - in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz | Foto (C) Moritz Haase
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Bewertung:
Susanne Kennedy & Markus Selg kreierten eine neuartige Kunsttheater- resp. Theaterkunstform, mit der sie für sich in Anspruch nahmen alleinstellungsmerkmalig zu sein - ja und wir waren eigentlich dann immer stete Zeugen dessen, was da diesbezüglich, jedenfalls die letzten Jahre und zwar vorzugshalber in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (seit Chris Dercon es dort, im Zusammenhang mit seiner allzu kurzen Intendantenära, installieren ließ), so nach und nach zu sehen war: Woman in Trouble (2017), Coming Society (2019), Ultraworld (2020), Jessica (2022) oder Angela (2023). Und das alles, um es einigermaßen verstehen und begreifen zu können, brauchte und bräuchte selbstverständlich einen Kompass, der nicht immer gleich parat gewesen war... Doch nichts für ungut.
Dieses Mal nun hatte und hat es irgendwie den Anschein, dass es wohl ein (vorerst) letztes Mal gewesen sein könnte, dass die beiden sich mit ihrem hochartifiziellen Werk - Titel: THE WORK - für uns als auserlesene Volksbühnengemeindemitglieder verewigten; zumindest schärft das nachfolgend zu Lesende einen entsprechenden Verdacht:
"THE WORK ist eine Retrospektive, die Werk und Leben in den Blick nimmt: das Werk der fiktiven Künstlerin Xenia wie das bisherige Werk von Kennedy und Selg. Im Bühnenbild finden sich Elemente aus bisherigen gemeinsamen Arbeiten der vergangenen Jahre versammelt. Bühnenwerke, Objekte, die ansonsten im Theater üblicherweise der Vergänglichkeit anheimfallen oder genau genommen der Verschrottung – auch eine Art Theatertod. Und auch darin verbindet sich auf Ebene des Bühnenbildes diese Inszenierung mit dem Gegenstand ihrer Auseinandersetzung. Wenn man allerdings in diesem Zusammenhang auch von einer Retrospektive Susanne Kennedys spricht, so kommt man nicht umhin, die sich 2024 20-jährige Zusammenarbeit mit dem Sounddesigner Richard Alexander vor Augen zu führen. Spätestens seit der Inszenierung Fegefeuer in Ingolstadt, in der die Stimmen erstmals konsequent und ausschließlich separat, also getrennt vom Körper der Spielenden, 'vom Band' liefen, hat sich diese für Kennedys Inszenierungen so wiedererkennbare und spezifische Technik sowie mittlerweile ein Archiv aus Sound- , Stimm- und Klangkompositionen herausgebildet. Die Stimmen werden von Schauspieler:innen oder auch Laien, je nach Inszenierung, einzeln im Studio aufgenommen und erst später, im Verlauf der Proben, zu Dialogen verwoben und in eine Soundmontage eingebettet, wie wir sie dann auf der Bühne hören. So entsteht jeweils eine eigene Partitur und Timeline, in die die Inszenierung eingebunden ist und andersherum." (Quelle: volksbuehne.berlin)
Es geht also um Xenia (als der Personifizierung von S. Kennedy?) - die wird von Suzan Boogaerdt gespielt, und Laurie Young leiht ihr, elektronisch verzerrt, die Xenia-Stimme.
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Los geht es mit einem Talk von Damian Rebgetz (als Kunstkritiker) mit der anlässlich ihrer THE WORK-Performance zugegen seienden Künstlerin Xenia, und der Frager fragt dann dies & das, und die Befragte antwortet dann das & dies; das dauert eine knappe halbe Stunde, und erfahren tut man so gut wie nichts, oder man versteht dann halt nur Bahnhof; lauter so Kunst- oder kunstbiografisches Zeugs, wovon der (Kunst-)Laie am Ende sowieso null Ahnung hat etc. pp.
Dann kommt die Aufforderung an das Publikum - der Saal wurde und wird nur bis zur Hälfe "abverkauft", damit der personelle Andrang reduziert und ordentlich gehändelt werden konnte/ kann - sich Richtung Bühne zu bequemen; der Großteil der Anwesenden kommt der freundlichen Bitte auch prompt nach. Kurz vorher ging ein Zwischenvorhang hoch, und die Bühne breitete sich überraschend weit nach hinten aus; auf ihr dann unter anderem vier von dem Echt-Künstler Selg entworfene Raum-Installationen (Sterberaum, Schlafzimmer, Therapie-Zimmer, Wohnzimmer), in denen Xenias komplizierte Lebens- bzw. Kunstlebens- oder Lebenskunstgeschichte unter mitteilnehmender Einbeziehung der Zuschauerinnen und Zuschauer vor- resp. nachgespielt werden sollte; hierzu galt es sieben weitere Profi- und auch Laienakteure zu aquirieren: Adriano Henseler, Toni Maercklin, Jasper Middendorf, Ibadet Ramadani, Marie Rosa Tietjen, Bianca van der Schoot und Antonia Wiedemann.
Das alles zog sich unerträglich lang und langweilig dahin.
Zum Schluss begab sich Xenia in den Sterberaum, wo sie das Zeitliche zu segnen hoffte - Montse Majench (als Baba Jaga Knochenbein) gab ihr dabei seelischen Beistand.
Und dann war so gg. 21 Uhr gottlob das Ende von dem Ganzen angesagt.
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Kunsthonig, wer'n mag.
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THE WORK von Susanne Kennedy und Markus Selg - in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz | Foto (C) Moritz Haase
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Andre Sokolowski - 31. Mai 2024 ID 14777
THE WORK (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 30.05.2024)
Konzept: Susanne Kennedy und Markus Selg
Regie und Text: Susanne Kennedy
Bühne: Markus Selg
Sounddesign, Montage und künstlerische Mitarbeit: Richard Alexander
Videodesign: Rodrik Biersteker und Markus Selg
Kostüme: Andra Dumitrascu
Licht: Kevin Sock
Dramaturgie: Johanna Höhmann
Mit: Suzan Boogaerdt, Adriano Henseler, Toni Maercklin, Montse Majench, Jasper Middendorf, Ibadet Ramadani, Damian Rebgetz, Marie Rosa Tietjen, Bianca van der Schoot, Antonia Wiedemann und Laurie Young
Stimmen:
Xenia, Xenia Child ... Laurie Young
Art Critic ... Damian Rebgetz
Therapist ... Kate Strong
Teresa ... Brigitte Cuvelier
An ... Ibadet Ramadani
Marianne ... Marie Rosa Tietjen
Assistant ... Ann Göbel
Tom ... Christian Persico
Mum ... Neela Hetzel de Fonseka
Dad ... Sir Henry
Voice Over ... Susanne Kennedy
UA war am 30. Mai 2024.
Weitere Termine: 01., 02., 19., 20.06.2024
Weitere Infos siehe auch: https://www.volksbuehne.berlin
https://www.andre-sokolowski.de
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