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Nur Bahnhof

KOPERNIKUS von
Claude Vivier


Erik Rosenius in Kopernikus von Claude Vivier an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Gianmarco Bresadola

Bewertung:    



"Eine Aura der Mystik umgibt den frankokanadischen Komponisten Claude Vivier, der mit seinem letzten, unvollendet gebliebenen Werk Glaubst du an die Unsterblichkeit der Seele seine eigene Ermordung durch einen Prostituierten in Paris quasi vorausgesehen hatte. Todestrieb, aber auch pure Lebenslust waren die beiden Konstanten, die sich durch Viviers Leben und Schaffen zogen. Auch sein einziges Musiktheaterwerk ist davon gezeichnet."

(Quelle: staatsoper-berlin.de)

*


Normalerweise bin ich, prinzipiell, bei meinen Erstwahrnehmungen Neuer Musik relaxt und lasse mich daher auch, prinzipiell, ganz unbarmherzig geh'n; ich lehne mich zurück, schließe die Augen, lausche dem, was audiell um mich herum geschieht und warte ab, ob "es" mich irgendwie erreichen würde, ob "es" in mir wirkte - unabhängig davon, ob "es" mir gefiele oder nicht.

Freilich: Wenn Visuelles mit dazu gereicht wird resp. wenn das Werk dann (als Musik-Theater) außer Ohren zusätzlich auch Augen in Beschlag zu nehmen trachtete, sperrte ich mich den Forderungen seines Schöpfers selbstverständlich nicht; er hatte sich selbstredend was dabei gedacht gehabt und wollte, dass sein Werk sowohl akustisch wie auch optisch bei mir Hörendem wie Schauendem gleichzeitig funktionierte...

Allerdings:

Bei Claude Viviers "Opéra rituel de mort" unter dem irreleitenden Titel Kopernikus verstand ich - mit Verlaub - nur Bahnhof.




"Kopernikus schildert den Übergang vom Leben zum Tod. Dabei trifft ein Kind namens Agni, dem Namen des vedischen Feuergottes, in einem Zwischenreich auf Wesen, die alle Teil eines Ritus zur Vorbereitung auf den Tod bzw. auf die Existenz danach sind.

Die Stimmen stiften Hoffnung und Mut und nehmen verschiedenste Gestalten an: von Mozart über Tristan und Isolde bis hin zu Lewis Carroll, dessen absurde Leichtigkeit à la
Alice in Wonderland auch Viviers Todesritual bestimmt. Auch der titelgebende Astronom ist dabei, der wie kaum ein anderer die Sicht der Menschheit auf das Universum wandelte – so wie auch der Tod die Sicht auf unser Leben verändert."

(Quelle: dto.)



Sowieso saß ich recht "unglücklich" - vor mir der von der Künstlerin Sascha van Riel kreierte riesenhafte durchsichtige Monolithzylinder, auf den seitlich rechts/links der ins Deutsche übersetzte Operntext gebeamt wurde; da meine Position genau und "unglücklich" dazwischen war, entging mir also die mich hätte zeitgleich näher aufklären könnende Übertitelung. So'n Pech.

Ich hatte nach der Vorstellung das gut geschriebene Programmheft durchgelesen, und das Eine oder Andere ging mir im Nachhinein dann auf, obgleich ich "es" nicht mehr mit meinem Live-Erfahrenen zuvor hätte abgleichen können oder wollen - dieses Vorher war dann halt für mich nur Bahnhof, wie bereits gesagt.

Großartig musiziert/gespielt gewesen, ohne jeden Zweifel.




Maria Terekhin (als Agni) und Adam Kutny (als Baryton-Martin) in Kopernikus von Claude Vivier an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Gianmarco Bresadola

Andre Sokolowski - 29. Januar 2019
ID 11180
KOPERNIKUS (Alter Orchesterprobensaal, 28.01.2019)
Opéra-Rituel de mort (1978/79)
Musik und Text von Claude Vivier

Musikalische Leitung: Errico Fresis
Inszenierung: Wouter Van Looy
Bühnenbild und Lichtdesign: Sascha van Riel
Kostüme: Johanna Trudzinski
Dramaturgie: Benjamin Wäntig
Besetzung:
Koloratursopran ... Sarah Aristidou
Sopran ... Slávka Zámečníková
Mezzosopran ... Anna Schors
Alt (Agni) ... Corinna Scheurle
Baryton-Martin ... Adam Kutny
Bariton ... Giorgi Mtchedlishvili
Bass ... Erik Rosenius
Mitglieder der Staatskapelle Berlin
Premiere an der Staatsoper Unter den Linden: 18. Januar 2019
Weitere Termine: 30.01. / 02.02.2019


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

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