Konversations-
  stück-
  Oper
 
Salvatore Sciarrino´s  TI VEDO, TI SENTO, MI PERDO 
 
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 Laura Aikin in Ti vedo, ti sento, mi perdo an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Clärchen und Matthias Baus
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 Der italienische Komponist Salvatore Sciarrino (71) hatte in der ihn besonders hochhaltenden also schätzenden Person des Künstlerintendanten Jürgen Flimm einen stets treuen und v.a. auch durchsetzungskräftigen will sagen außerordentlich passablen Anwalt - Infinito Nero (2010), Vanitas (2013), Lohengrin   und Macbeth   (je 2014) sowie Luci mie traditrici (2016) wurden in der Staatsoper im Schiller Theater und der WERKSTATT dort schön regelmäßig dargebracht; somit dürfte die deutsche Hauptstadt einer der bezeichnendsten und wichtigsten Aufführungsorte Sciarrino'schen Musiktheaters sein! (Von solch kontinuierlichen Präsenzen aus der Liste ihres Oevres dürften, nicht nur hierzulande, namhafte KollegInnen nur träumen.)
 
 Nunmehr legte Flimm noch einmal kräftig nach und holte die im Herbst des letzten Jahres am Teatro alla Scala welturaufgeführte neueste der Opern seines "Schützlings" aus Italien an die Spree; er übernahm die Inszenierung und initiierte sie zugleich und folgerichtig als Ko-Produktion der Mailänder Scala mit der Staatsoper Unter den Linden. Gestern Abend war Berliner Erstaufführung:
 
 
 "Ti vedo, ti sento, mi perdo (Dich sehen, dich spüren, mich verlieren) trägt den Untertitel Warten auf Stradella. Aufgegriffen wird das Schicksal des seinerzeit überaus prominenten italienischen Komponisten Alessandro Stradella, der 1682 unter mysteriösen Umständen einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel.
 Im Palazzo der hochadligen Familie Colonna im barocken Rom erwarten eine Sängerin, ein Literat, ein Musiker, ein Chor und ein Instrumentalensemble auf der Bühne die Ankunft des Komponisten. Doch am Ende erreicht sie statt einer versprochenen neuen Arie die Nachricht von Stradellas Tod. Bis dahin wird ausgiebig über den ebenso streitbaren wie originellen Künstler – schon zu Lebzeiten eine Legende – und seine Musik berichtet und reflektiert. Unterschiedliche Perspektiven und Wertmaßstäbe spielen dabei eine Rolle, desgleichen auch das Nachdenken über die menschliche Natur, über den Körper, die Sinne und die Leidenschaft – mithin über das, was die Kunstform Oper in ihrem Kern ausmacht."
 
 (Quelle: staatsoper-berlin.de)
 
 
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 Wir erfahren demgemäß in Sciarrino´s Stück (denn auch der Text stammte von ihm) so gut wie nichts über den italienischen Geiger, Sänger, Komponisten Alessandro Stradella (1639-1682). Allerdings wird umso mehr zu ein paar Werken von ihm debattiert, philosophiert etc. pp. Auch wird dessen Musik desöfteren zitiert...
 
 Ja und so ähnlich wie bei Strauss' Capriccio kommt man allgemein ins Plaudern, was denn eigentlich das "Wichtigste" bei den Musikdramen so wäre, Text oder Musik und/oder ihre Ausführenden oder/und vielleicht sogar das Mäzenatentum an sich, um vorliegende Werke dann in praxi "gegen Bares" zu ermöglichen. 
 
 Geprobt wird immerhin acht Jahre lang - die reguläre Pause in der Staatsoper versinnbildlicht den Schnitt (vor/zu Beginn des achten Probejahres).
 
 Schlussendlich fanden/finden wir uns - trotz der durch viele inszeniererische Mätzchen im Barockstil künstlich aus- wie abgeführten "Handlung" - bei Ti vedo, ti sento, mi perdo kaum zurecht. 
 
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 Dass wir geduldig bis zum Schlussakkord auf unserm Sitz verharrten, lag wahrscheinlich am vorzüglichen Gereichtsein durch ein gutes Dutzend InstrumentalistInnen der Staatskapelle Berlin, ihrer Orchesterakademie und dem Ensemble der Opera Lab Berlin; dirigiert hatte Maxime Pascal.
 
 Star-Sopranistin Laura Aikin (in der Rolle der Sängerin) bestach als die am unaufhörlichsten Agierende aus dem grandios singenden wie auch spielenden ProtagonistInnen-Ensemble! Ihr zur Seite fielen da noch Charles Workman (in der Rolle des Musikers), Otto Katzameier (in der Rolle des Literaten) sowie Sónia Grané, Lena Haselmann, Thomas Lichtenecker, Christian Oldenburg, Emanuele Cordaro und David Oštrek (in diversen andern Rollen) auf.
 
 
 
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 Ti vedo, ti sento, mi perdo von Salvatore Sciarrino an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Clärchen und Matthias Baus
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 Unnacherzählbare Konversationsstück-Oper um des Kaisers Bart.  
 
 Hoch oben in den Rängen saßen übrigens viel weniger als im Parkett, aber es war ja auch "nur" die Premiere.
 
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Andre Sokolowski - 8. Juli 2018 ID 10794
 
TI VEDO, TI SENTO, MI PERDO (Staatsoper Unter den Linden, 07.07.2018) 
 Musikalische Leitung: Maxime Pascal
 Inszenierung: Jürgen Flimm
 Bühnenbild: George Tsypin
 Kostüme: Ursula Kudrna
 Licht: Olaf Freese
 Choreografie: Tiziana Colombo
 Dramaturgie: Benjamin Wäntig
 Besetzung:
 Sängerin ... Laura Aikin
 Musiker ... Charles Workman
 Literat ... Otto Katzameier
 Pasquozza ... Sónia Grané
 Chiappina ... Lena Haselmann
 Solfetto ... Thomas Lichtenecker
 Finocchio ... Christian Oldenburg
 Minchiello ... Emanuele Cordaro
 Junger Sänger ... David Oštrek
 Chor ... Sarah Aristidou, Olivia Stahn, Magnús Hallur Jónsson, Matthew Peña, Ulf Dirk Mädler und Milcho Borovinov
 Opera Lab Berlin
 Staatskapelle Berlin
 Uraufführung an der Mailänder Scala: 14. November 2017
 Berliner Premiere: 7. Juli 2018
 Weitere Termine: 09., 11., 13., 15.07.2018
 Ko-Produktion mit der Mailänder Scala
 
 
 Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
          
     
         http://www.andre-sokolowski.de
  
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