Volle Pulle
THE CRUCIBLE von Robert Ward
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Bewertung:
Die Hexenjagd von Arthur Miller (UA 1953) taugt gewiss als Pflichtlektüre in US-amerikanischen Schulen. Das Stück behandelt ein historisches Ereignis aus dem Jahre 1692: In der Kleinstadt Salem im heutigen Massachusetts kommt es zu einer mit puritanischer Hysterie geschwängerten Gruppenhatz auf vermeintlich dem satanischen Okkultismus verfallene Mädchen und Frauen... Und mit gleich mal 18 Personen rückt der Cast in Nähe eines Hauptmann- oder Tschechov- oder Ibsendramas, und obgleich die Hexenjagd nicht annähernd die Klasse der Kollegendramen hat; auf jeden Fall konnte der Schreiber dieser Zeilen, und obgleich er sie schon paar Mal (und wohl auch in ziemlich guten Aufführungen) sah, mit Millers Hexenjagd noch nie viel anfangen, auch weil ihn diese pausenlose Plapperei in Gänze nervte und noch immer nervt...
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Noch viel, viel nerviger als nervig ist dann allerdings die 1961er Veroperung besagten Miller-Stücks - The Crucible - durch den Komponisten Robert Ward (1917-2013)! Dass selbige jetzt durch die Berlin Opera Academy anlässlich ihres diesjährigen OPERNFESTs im ehemaligen Stummfilm-Theater im Delphi zur dreimaligen Aufführung gelangte, spricht demnach mehr für das OpernsängerInnen-Nachwuchspotenzial als weniger für das von den Entscheidungsträgern (und wahrscheinlich wegen seiner hohen Rollen-Anzahl, dass dann möglichst viele "Auszubildende" mit jeweiligen Rollen versorgt werden konnten) festgelegte Stück.
The Crucible ist "altmodische", hyperemotionale und mit vielem Sprechgesang (hochnervig) angereicherte Musik. Den ausführenden SängerInnen tat der Komponist ein Maximum an stimmlicher Verausgabung abwringen - dieses führte hörbar zu Verschleißerscheinungen, d.h. dass einigen die Puste, noch bevor sie überhaupt dann bis zur Hälfte ihres kraftzehrenden Auftritts angelangten, ausgegangen war und sie sich nur noch durch kaschierende Geschicklichkeiten bis zum Ende irgendwie zu retten wussten... Ein Paradebeispiel fürs frühzeitige Verheizen von Gesangstalenten!!!
Ökonomisch mit der Stimme hauszuhalten wussten insbesondere die Sopranistin Poppy Shotts (als Abigail), der Bass Lucas Cartoos (als Thomas Putnam) oder der Tenor Carlos Enrique Barcenas Ramirez (als Gerichtsdiener).
Die dargebotene Klavierfassung der Oper (hochgenial am Flügel: Nathaniel Lanasa!) dirigierte Peter Leonard - ja und wahrscheinlich war womöglich er es, der sich end-entscheidend für The Crucible ins Zeug geworfen hatte.
Prinzipiell: Respekt vor der Gesamtleistung dieses Projekts; Regie führte Jennifer Williams.
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The Crucible von Robert Ward durch de Berlin Opera Academy im Theater im Delphi (C) Detlef Kurth Opernfotographie
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Andre Sokolowski - 16. August 2019 ID 11622
OPERNFEST: The Crucible (Theater im Delphi, 15.08.2019)
Musikalische Leitung: Peter Leonard
Inszenierung: Jennifer Williams
Besetzung:
John Proctor ... Malcolm Payne Jr
Abigail Williams ... Poppy Shotts
Rev. John Hale ... Frank E. Pitts
Elizabeth Proctor ... Zohaniris Torres Rosado
Judge Danforth ... Mario Almonte Ill
Rev. Samuel Parris ... Gibran Mahmud
Tituba ... Laura Pritchard
Rebecca Nurse ... Brigette De Poi
Giles Corey ... Ethan Udovich
Mary Warren ... Mary Margaret Aroune
Ann Putnam ... Frances Muir
Thomas Putnam ... Lucas Cortoos
Ezekiel Cheever ... Carlos Enrique Barcenas Ramirez
Sarah Good ... Elizabeth Pow
Betty Parris ... Summer Brogren
Mercy Lewis ... Helena Correia
Bridget Booth ... Abena Konadu
Susanna Walcott ... Laura Pritchard
Ruth Putnam ... Lehlin Thai
Martha Sheldon ... Ji Young Mok
Hathorne Francis Nurse ... Przemyslaw Piskozub
Nathaniel Lanasa, Klavier
Premiere war am 15. August 2019.
Weiterer Termin: 16.08.2019
Weitere Infos siehe auch: https://opernfest.com
http://www.andre-sokolowski.de
Le nozze di Figaro (Berlin Opera Academy, 13.07.2019)
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