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MUSIKFEST BERLIN 2021

Ensemble Modern Orchestra

A HOUSE OF CALL. MY IMAGINARY NOTEBOOK von Heiner Goebbels (UA)



Bewertung:    



Heiner Goebbels (69) hat für das renommierte Ensemble Modern einen umfänglichen Orchesterzyklus komponiert, den er A House of Call. My Imaginary Notebook betitelte und der bereits im letzten Jahr zur Uraufführung gelangen sollte; wegen Corona ging der Plan leider nicht auf.

Jetzt hat ihn das MUSIKFEST BERLIN, ein Jahr verspätet, als Eröffnungsprogramm bestellt - und nach den 100 Minuten "attacca" aufeinander gefolgten vier Zyklusteilen war den meisten der anwesenden Konzertbesucher klar, dass es sich um ein wahrlich großes und erstaunliches und (das vor allem) wirklich neu-artiges Werk gehandelt hatte; der Applaus, der Goebbels und den Ausführenden (der zum Ensemble Modern Orchestra um Dimensionen "vergrößerten" Neue Musik-Formation aus Frankfurt und dem Dirigenten Vimbayi Kaziboni) voller Überschwang entgegenschlug, sprach Bände; und es bleibt zu konstatieren, dass es tatsächlich noch wahre Sternstunden der (oder besser:) für die zeitgenössische/n Musik zu geben scheint, wer hätte das gedacht!




Heiner Goebbels | (C) Uros Hocevar/kolektiffimages


Es geht in Goebbels Opus (auch) um die sog. "akusmatische" Stimme, eine Stimme, "deren Quelle man nicht sieht". Der Komponist erklärt (in einem Gespräch mit MUSIKFEST-Leiter Winrich Hopp), was ihn konkret an jener "akusmatischen" Stimme interessiert, nämlich:


"...dieser Wunsch, sie sehen zu wollen - der aber unerfüllt bleibt. Dieses Begehren ist das wichtigste Potenzial für die Imagination: Wer singt hier? Wo wird gesungen? Warum? Worüber? Man muss sich als Hörer die Personen, die man hört, selbst inszenieren - über das, was die Stimmen ausstrahlen, was sie als Assoziation, als Bedürfnis wecken. Was wir an Erfahrungen, Sehnsüchten, Ängsten oder an Bedürfnissen entwickeln, ist ein wichtiger Anteil an der Aufarbeitung akustischer Erfahrung." (Quelle: ensemble-modern.com)


Goebbels hat etwas mehr als ein Dutzend "akusmatische" Stimmbeispiele aus seinem imaginären Notizbuch, wo er entsprechende Tonaufnahmen verwahrte, jeweils als (sagen wir:) Steilvorlagen genommen, um sie orchestral zu kommentieren.


"...das Orchester antwortet auf diese Stimmen, es reagiert, unterstützt oder unterbricht sie, oder bringt sie an die Öffentlichkeit." (Quelle: dto.)


Auch prominente Stimmen sind darunter; so z.B. die von Heiner Müller, mit dem Goebbels noch zu dessen Lebzeiten nicht wenige gemeinsame Projekte machte; Müller spricht da eine Sisyphus-Passage seines Stückes Traktor. Selbiges Zitat folgt etwas später nochmals, allerdings von Ilse Ritter vorgetragen... So gesehen resp. so gehört verbindet sich mit diesen beiden Fällen freilich eine ganz konkrete Optik, da der eine und die andere natürlich wüsste, wie der Dichter Heiner Müller und die Schauspielerin Ilse Ritter aussähen. Aber egal.

Die orchestralen Kommentare erfolgen aus voller Pulle! Auf Seite 6 des lesenswerten Programmhefts ist das gewaltige Instrumentarium aufgeschlüsselt - und das sah schon toll aus, wie das gesamte Orchesterpodium im Großen Saal der Berliner Philharmonie mit dieser Hundertschaft besetzt gewesen war; das Dirigentenpult stand übrigens auf der rechten Seite, also nicht vorn und frontal zum Orchester, und die Ausrichtung des Orchesters war also "von links nach rechts"...

Der Zyklus endet sehr, sehr innehaltend: "What When Words Gone" von Samuel Beckett wird durch die Musikerinnen und Musiker im Sprechgesang zitiert, und nur noch wenige Instrumente begleiten hierzu; es klingt wie eine Litanei, nur dass der Vorbeter halt fehlt.

Kompakt, grandios.


Heiner Goebbels´ "A House of Call" mit dem Ensemble Modern Orchestra - zur Eröffnung des MUSIKFESTS BERLIN am 30. August 2021 in der Philharmonie Berlin
Foto (C) Astrid Ackermann

Andre Sokolowski - 31. August 2021
ID 13110
MUSIKFEST BERLIN 2021 (Philharmonie Berlin, 30.08.2021)
Eröffnungskonzert

Heiner Goebbels: A House of Call. My Imaginary Notebook (UA)
Instrumentation: Heiner Goebbels und Diego Ramos Rodríguez
Ensemble Modern Orchestra
Leitung: Vimbayi Kaziboni
Heiner Goebbels und Hendrik Borowski, Lichtregie
Norbert Ommer, Klangregie
Felix Dreher und Volker Bernhard, Tontechnik
Kompositionsauftrag von Ensemble Modern, Berliner Festspiele / Musikfest Berlin, Kölner Philharmonie, beuys2021, Elbphilharmonie Hamburg, musica viva / Bayerischer Rundfunk, Wien Modern und Casa da Música Porto


Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de/de/musikfest-berlin/start.html


http://www.andre-sokolowski.de

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