Ein großartiger
Einstand
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Ainārs Rubiķis | Foto (C) Jan Windszus Photography
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Bewertung:
"Das Konzert von John Corigliano, Conjurer, habe ich schon sehr oft gespielt, aber noch nie gab es so viel Applaus vom Publikum."
Mit diesen Worten beginnt Martin Grubinger seine kleine Rede am Ende des Konzertes, und dann dreht er sich zum Orchester und zu Ainārs Rubiķis und spricht weiter:
"Das liegt an Ihnen, an diesem wunderbaren Orchester, vielen Dank!"
Ein schöneres Lob für den frischgebackenen Generalmusikdirektor bei seinem konzertanten Einstand mit dem Orchester der Komischen Oper Berlin kann man sich gar nicht vorstellen. Ja, was für ein Lob, unglaublich, von Martin Grubinger, der regelmäßig mit den weltbesten Orchestern wie dem New York Philharmonic Orchestra, dem Oslo Philharmonic, dem Los Angeles Philharmonic, dem BBC Philharmonic, dem National Symphony Orchestra Taiwan sowie unzähligen Rundfunkorchestern unterwegs ist!
Aber schon das gesamte Programm ist klug gewählt. Nach dem bekanntesten Orchester-Crescendo der Konzertliteratur – Maurice Ravels Boléro – und Gustav Holsts grandioser Hommage an unser Sonnensystem hören wir heute Abend nach der Pause ebendieses Konzert für Schlagzeug und Streichorchester von John Corigliano Conjurer. Der Saal der Komischen Oper hat eine herrliche Akustik, wenn das Orchester auf der Bühne spielt. Es sitzt raumbedingt hintereinander, und das generiert einen speziellen Klang, wenn die Aktionen der Bläser und der Schlagwerke von hinten kommend über den Rest des Orchesters in den Saal strahlen. Ainārs Rubiķis überlässt den Beginn des Boléro dem Orchester allein. Erst nachdem die beiden tragenden Melodien schon zig Mal repetiert wurden, erklimmt er das Pult und führt das Stück zum bekannten und erwarteten Höhepunkt.
Gustav Holsts Die Planeten ist ein Paradox: Obwohl es zur Entstehungszeit noch keine Filmmusik gab, wird man sofort an Filmmusik erinnert. Die sieben Sätzen beschreiben sehr narrativ verschiedene Planeten unseres Sonnensystems. Farbige Instrumente wie Orgel, Celesta und zwei Harfen erzeugen eine ausgefeilte Klangfarbendramaturgie. Jeder Satz steht eigentlich für sich und schon nach dem 4. Satz – Jupiter, der mit einem gewaltigen Orchestertutti endet könnte das Stück zu Ende sein. Aber das originellste kommt ja erst noch. Der 7. Satz – Neptun endet mit einem plötzlich aus dem Nichts auftauchenden Frauenchor. Die Damen der Berliner Singakademie sind im 2. Rang versteckt und lassen das Stück mit einer an Neue Musik erinnernder Lautmalerei ausklingen.
Und dann ist erstmal eine lange Pause, und die ist auch notwendig, um die mehr als zwanzig Instrumente für den Solisten des Schlagzeugkonzertes an der Bühnenkante direkt vor dem Orchester aufzubauen. Grubinger ist der profilierteste Schlagwerker seiner Generation. Seit fast zwanzig Jahren fetzt der erst 35-jährige Ausnahmeathlet über die Konzertbühnen der Welt. Ja, Athlet ist richtig, Grubinger betont selbst immer wieder, dass das was er macht mehr mit Sport als mit Musik zu tun hat. Einfach genial mit welcher Leichtigkeit er die wilden rhythmischen Figuren bewältigt. Und genial wie der Komponist diese wilden Figuren mit dem Orchester verwoben hat. Oft gibt Grubinger die Vorlagen, horizontale energiegeladene Aktionen, welche sich dann nur im Duktus verwandt in den Streichern wiederspiegeln. Rubiķis und Grubinger agieren wie zwei abgestimmte Uhrwerke miteinander. Die beiden verstehen sich großartig und das ist wohl auch die Voraussetzung, um solch ein Stück Schlagzeugliteratur aufzuführen. Als Zugabe gibt Grubinger noch ein paar Übungsstücke an der kleinen Trommel, die, wie er sagt, "jeder Schlagzeuger im Studium und auch später irgendwie spielen muss". Aber sicher nicht so! Aus einer Trommel kitzelt er polyphone Rhythmen, dann legt er einen Schlägel einfach auf seinem Unterarm und stimuliert ihn, niemand weiß wie, zum Spielen. Der Höhepunkt dann, wenn ein Schlägel auf seiner Schulter liegt und wie von selbst spielt. Großartig, genial, das Publikum ist aus dem Häuschen!
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Steffen Kühn - 13. Oktober 2018 ID 10971
SINFONIEKONZERT 1 (Komische Oper Berlin, 12.10.2018
Maurice Ravel: Boléro
Gustav Holst: Die Planeten op. 32
John Corigliano: Conjurer, Konzert für Schlagzeug und Streichorchester
Martin Grubinger, Schlagzeug
Berliner Singakademie
(Choreinstudierung: Achim Zimmermann)
Orchester der Komischen Oper Berlin
Dirigent: Ainārs Rubiķis
Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de
Post an Steffen Kühn
http://www.hofklang.de
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