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Neue Musik

Geburtstags-

geschenk


MELUSINE von
Aribert Reimann


Bewertung:    



Ein schöneres Geburtstagsgeschenk kann man sich als Komponist wohl gar nicht vorstellen: Aribert Reimann, der dieses Jahr 80 Jahre alt geworden ist, bekommt vom Studiengang Gesang/Musiktheater der UdK Berlin die Aufführung seiner Melusine gereicht.


"Melusine, die von ihrer Mutter Madame Lapérouse mit deren ehemaligem Liebhaber verheiratet wurde, lebt unglücklich in der Nähe eines geheimnisvollen Parks, der ihr einziger Rückzugsort ist. Als dieser an den Grafen von Lusignan verkauft wird und bebaut werden soll, sucht Melusine Hilfe bei Pythia, die über die Naturgeister herrscht. Pythia schickt die mit einem Fischschwanz ausgestattete Melusine zum Grafen, um ihn zu betören und die Bebauung zu verhindern. Selbst verlieben darf sich Melusine dabei nicht: 'Wenn du liebst, verlierst du dein Geheimnis', warnt Pythia. Doch Melusine entflammt in Liebe zum Grafen und ruft damit die Rache Pythias auf den Plan, die das Schloss mit dem Liebespaar darin niederbrennt."

(Quelle: UdK)



Aribert Reimann hatte mal in einem Tagesspiegel-Interview v. 22. Mai 2011 (auf die Frage „Warum singt ein Mensch?“) gesagt: "Um in Schichten seines Bewusstseins vorzudringen, die mit der Ratio allein nicht aufzuschließen sind. Um sich mitzuteilen, nonverbal. Wenn der Gesang einsetzt, muss das Wort weggehen, sonst verstehe ich nicht, warum gesungen wird. Die Verlängerung des Wortes ist das Entscheidende, durch Melismen, durch das Orchester, den Raum."

Als wenn über der Inszenierung der UdK dieses Zitat stünde: Die Figuren scheinen sich aus dem Konkretem zu entfernen, wenn sie anfangen zu singen. Allen voran Karola Sophia Schmid als Melusine, Farrah El Dibany als Pythia und Jonas Böhm als Graf von Luisgnan beginnen sich die jungen Sängerinnen und Sänger aus dem Realem zu lösen und völlig aufzugehen im wundersamen Plot der Oper. Lisa Käppler (Bühne) und Lisa Mareike Poethke (Kostüme) haben mit ganz einfachen Mitteln eine zauberhafte zwischen den Welten stehende Atmosphäre geschaffen. Es wird viel mit Folien gearbeitet. Die Folien verhüllen, vergrößern und verkleinern Bühne und Figuren. Und durch die Haptik, das Rascheln beim Bewegen der Folienberge, entsteht so was wie ein geheimnisvolles Grundrauschen. Die Brandenburger Symphoniker unter der Leitung von Errico Fresis schaffen flächenhafte Cluster und so einen fabelhaften Rahmen für die exzentrischen Melismen und Koloraturen der Stimmen. Aribert Reimann hat nie zu den sogenannten Avantgardisten wie Stockhausen, Boulez usw. gehört; er hat sich abseits gehalten von den Moden und -ismen der Neuen Musik. Seine Musik ist modern, weil sie die Beschäftigung mit den heutigen Themen und die Auseinandersetzung damit transportiert und die Zuhören daran teilhaben lässt. Die Mittel generieren sich dabei aus dem konkretem Sujet. D.h. aber auch, dass mit dem letzten Ton die Inszenierung nicht zu Ende ist. Die Bilder und Themen fangen jetzt an zu arbeiten, und die poetischen, z.T. auch verstörenden Texte von Librettist Claus H. Henneberg klingen nach.

Ganz viel Applaus für diese wunderbare Inszenierung von Frank Hilbrich.



Melusine von Aribert Reimann an der UdK Berlin | Foto (C) Thomas Jäger

Steffen Kühn - 10. Juli 2016
ID 9424
MELUSINE (UNI.T - Theater der UdK Berlin, 07.07.2016)
Musikalische Leitung: Errico Fresis
Regie: Frank Hilbrich
Bühne: Lisa Käppler
Kostüme: Lisa Mareike Poethke
Besetzung:
Melusine ... Karola Sophia Schmid
Pythia ... Farrah El Dibany
Madame Lapérouse ... Ena Pongrac
Oleander ... SeungYeop Lee
Graf von Lusignan ... Jonas Böhm
Geometer ... Yilin He
Maurer, 2. Herr ... Theo Rüster
Architekt, 1. und 3. Herr ... Pascal Herington
Oger ... HyunMin Kim
Sekretär ... Christoph Brunner
1. Dame ... Marie Sofie Jacob
2. Dame ... Aiko Bormann
3. Dame ... Pauline Jordan
Brandenburger Symphoniker
Uraufführung bei den Schwetzinger Festspielen: 7. Mai 1971
UdK-Premieren: 7. und 8. Juli 2016
Weitere Termine: 9. + 10. 7. 2016
Eine Produktion des Studiengangs Gesang/Musiktheater in Kooperation mit den Studiengängen Bühnenbild und Kostümbild der Universität der Künste Berlin und den Brandenburger Symphonikern


Weitere Infos siehe auch: https://www.udk-berlin.de


Post an Steffen Kühn

http://www.hofklang.de

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