A cappella-Buße
RIAS Kammerchor sang Schnittke
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Das Grab von Alfred Schnittke (1934-1998) auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau | Bildquelle: Wikipedia
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Bewertung:
Der RIAS Kammerchor sang gestern Abend - zum Abschluss des kleinen Festivals unter dem Kürzel "Chor@Berlin" - Zwölf Bußverse von Alfred Schnittke (1934-1998). Selbige wurden 1988 zur Tausendjahrfeier der Christianisierung Russlands in Moskau uraufgeführt und gelten seither als das vielleicht populärste Werk des mehr oder weniger polystilistisch gearbeitet habenden Komponisten deutsch-jüdischer Abstammung. Er vertonte "Texte eines anonymen russischen Autors des 16. Jahrhunderts, in deren Zentrum menschliche Laster wie Geldgier, Arroganz und Heuchelei, aber auch die Hoffnung auf Vergebung und Erlösung stehen. Anklänge an altrussische orthodoxe Gesänge und gregorianische Choräle verweben sich mit komplexen Rhythmen und Clustern zu einer Komposition höchster Intensität." (Quelle: radialsystem.de)
Weit über eine Stunde "lineares" und berührend-wunderschönes A-cappella.
Allerachtenswert auch die beglückende Akustik (im RADIALSYSTEM)! Nichts nachhallt, nichts verschwimmt: schier ideal zur Darbringung von solcher Art Musik.
Der Chor war zweireihig postiert - sein Auditorium "folgte" ihm in einer so wohl selten zu erlebenden Konzentration; diszipliniert und völlig frei von störenden Geräuschen (und das trotz bzw. ungeachtet einer aktuell verheerend um sich greifenden Berliner Grippewelle).
Einzigartig die gehörten Klänge, wie zum Eintauchen bestimmt - obgleich es in den Texten (sehr dramatisch, eigentlich) um Brudermord und seine "büßerischen" Folgen geht. Doch Schnittke schien das Alles irgendwie (gelassener denn je) zu bündeln, kommentarlos mitzuteilen... "Es ist wie es ist", nannte so etwas seiner Zeit Hans Henny Jahnn; daran musste ich unvermittelt denken, als ich nachgerade Rexroths deutsche Übersetzung des vom Chor auf Russisch Vorgetragenen gelesen hatte.
Starke und doch gleichsam "unaufdringlich" sich aus dem Gesangskorpus herausgeschält habende Soli - am wohl eindrucksvollsten die mit Volker Arndt (der auch danach enormen Extra-Beifall, ganz zurecht, einmheimsen durfte).
Dirigent Hans-Christoph Rademann steht seit acht Jahren einem Chor vor, dessen sängerische und gestalterische Qualitäten nonplusultrahaft zu nennen sind.
Sensationell.
[Außer den Bußversen erklangen noch Drei geistliche Gesänge, ebenfalls von Schnittke.]
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RIAS Kammerchor - Foto (C) Matthias Heyde | Bildquelle: radialsystem.de
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Andre Sokolowski - 16. Februar 2015 ID 8441
RIAS KAMMERCHOR (Radialsystem, 15.02.2015)
Alfred Schnittke: Drei geistliche Gesänge für Chor a cappella
- Zwölf Bußverse
RIAS Kammerchor
Dirigent: Hans-Christoph Rademann
Abschlusskonzert von Chor@Berlin 2015 - Das Vokalfest im RADIALSYSTEM V
Weitere Infos siehe auch: http://www.radialsystem.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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