Gidon Kremer spielt In tempus praesens von Sofia Gubaidulina
Sächsische Staatskapelle Dresden
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Bewertung:
Stargeiger Gidon Kremer, der zusammen mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dirigiert von Christian Thielemann, gestern Sofia Gubaidulina's In tempus praesens (2. Violinkonzert) darbot, war schon der Uraufführungs-Interpret von Offertorium (1. Violinkonzert) in 1980. Nunmehr kehrte er also zu ihr, obgleich mit einem andern Werk von ihr, zurück...
"Es gibt sehr viel Lärm, sehr viel Musik... Musik hat meiner Meinung nach eine wichtige innere Aufgabe. Sie stellt die notwendige Distanz zur Außenwelt her [...] Mir scheint sie notwendig zu sein, um nach innen und in die Stille zu gehen - nicht unbedingt nur mit Pianissimo-Tönen. Nach innen können auch sehr differenzierte Fortissimo-Prozesse geschehen. Natürlich leben wir im Leben. Ich persönlich leide unter der Außenwelt. Das Leben ist sehr interessant, aber oberflächlich", wird uns die Komponistin in der komplizierten Werkeinführung des Programmheftes zitiert. Ja und das liest sich wahrlich nicht sehr optimistisch, und das sollte es am Ende auch nicht sein - man kann und will den Menschen nicht nach seinen eignen Maßstäben bemessen, nein; wo kämen wir da hin?!
Das Werk von Gubaidulina ist groß besetzt und ziemlich düster. Kremer stellt, trotz orchestralem Überaufgebot, das hörbar-absolute Zentrum; stellenweise wirkt er auch allein auf weiter Flur...
Als Zugabe sowie "in Anbetracht dessen, was zur Zeit in der Ukraine passiert" spielt er ein Stück seines ukrainischen Komponistenfreundes Valentin Silvestrov.
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Vor zwei Jahren gab es Bruckners Neunte ausnahmsweise mal als viersätzige Sinfonie mit den Berliner Philharmonikern zu hören - das von Bruckner unvollendete Finale resp. die bis da vorhandenen und einsehbaren Materialien wurden (von vier neuzeitlichen Komponisten!) vorgenommen und gesichtet, und entstanden war - nach einem über 25jährigen Prozess (!) - ein quasi neues Werk, was, so vom laienhaften Hören her, doch irgendwie nicht viel mit Bruckner mehr zu tun zu haben schien; mit andern Worten ausgedrückt: So was will eigentlich dann Keiner hören!
Christian Thielemann wäre der Letzte, der sich dann auf derartige "Experimente" einzulassen willens wäre, und so präsentierten er sowie die Staatskapelle Dresden uns die sog. "Nowak-Fassung" aus den Jahren 1887-96 - über dieses Phänomen hätten wir freilich gern etwas Ausführlicheres wissen wollen; aber da war irgendwie kein Platz oder kein Wille da, uns das dann im Programm etwas näher zu erläutern.
Klang zwar so wie vor Jahrzehnten jene legendäre Staatskapellen-Aufnahme unter Eugen Jochum - aber es klang halt gut und füllig und war doch stark-transparent in Allem; hatte sozusagen eine domhaft-großartige Klarheit, die derzeit (wie das Orchester halt an sich) wohl ihres (seines) Gleichen suchen dürfte.
Triumphaler Konzertabend!!
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Gidon Kremer und Christian Thielemann während Sofia Gubaidulinas In tempus praesens mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden beim MUSIKFEST BERLIN 2014 - Foto (C) Matthias Creutziger
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Andre Sokolowski - 6. September 2014 ID 8066
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie, 05.09.2014)
SOFIA GUBAIDULINA: In tempus praesens, Konzert für Violine und Orchester
ANTON BRUCKNER: Symphonie Nr. 9 (Nowak-Fassung)
GIDON KREMER, Violine
SÄCHSISCHE STAATSKAPELLE DRESDEN
Dirigent: CHRISTIAN THIELEMANN
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikfestberlin.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
MUSIKFEST BERLIN
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