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Tristan light




Das RSB (Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin) wird immer besser! Und vielleicht ist es sogar - auf jeden Fall werden wir den "Verdacht" nach seiner konzertanten Darbietung von Tristan und Isolde gestern Abend nicht so schnell mehr los - das derzeit beste Wagner-Instrument in Gänze, was (nicht nur) Berlin zu bieten hat. Der seit zwei Jahren absolvierte und bis nächstes Jahr noch fort zu absolvierende Zehn-Opern-Richard-Wagner-Zyklus triumphierte so dann also - zeitlich in der Mitte - mittels jenes unaufhörlich-unendlichen Nachtstücks.

Prima hat das Dramaturg Steffen Georgi ins Programmheft eingetippt, was unbedingt und unverzichtbar zu dem Tristan resp. dem sogenannten Tristan-Akkord gesagt sein soll: "Wenn Wagner attestiert wird, er habe der Moderne Tür und Tor geöffnet mit seiner Befreiung der Dissonanz aus den funktionsharmonischen Zwängen, so trifft dies solange zu, wie die Moderne die Dissonanz noch als solche behandelt. Denn auch wenn sich das Gewicht der harmonischen Zustände umkehrt, wenn die Spannung, die auskomponierte Qual zum (Fast-)Dauerzustand wird, während die Entspannung, die Lösung und Erlösung (wenn überhaupt) kurz und schmerzlos stattfindet, so bleibt doch festzuhalten, dass Wagners Dissonanz keineswegs zweckfrei gesetzt, sondern mit Bedeutung aufgeladen ist. Das ist der fundamentale Unterschied zur nichtsemantischen Musik der Moderne. Und der ist das Geheimnis dafür, warum Wagner im Gegensatz zu unzähligen nachfolgenden Dissonanzschmieden bis heute gefeiert wird."

Marek Janowski dirigiert strikt durch und bleibt die meiste Zeit im Takt. Rubati schließt er weitestgehend aus. Man mag ein solches Musiziertseinlassen einerseits als attitüde Laune abtun - andrerseits zeugt es von einem beispiellosen Maßhalten, was ausgerechnet diesem Werk mit seinem so veschwenderischen Durchgepulstsein hörlich gut tut und es unerwartbar transparenter (als gewöhnlich) scheinen lässt; so eine Art von Tristan light halt!

Stephen Gould und Nina Stemme sind das Traumpaar dieser konzertanten Aufführung. Die Beiden schöpfen, und allein was deren jeweilige Phonstärken betrifft, aus einem nachhaltigen und doch wohl dosierten Fundus ihres Stimmenmaterials. Gould hält den mörderischen Part tatsächlich bis zum Ende respektabel durch; ja, es gelingen ihm sogar (was selten bei Tristan-Tenören ist) leise und leiseste Passagen, noch dazu im Dritten Akt (!). Stemme, die unerklärlich hartnäckig an ihren Notenblättern klebt, ist eine höhensichere und glockenrein klingende Vorzeige-Isolde; ihre sichtlich angenehme, um nicht gar zu sagen anrührende Bodenhaftigkeit und generelle Eitellosigkeit ließ sie zudem sympathisch und sympathischer herüberkommen...

Kwangchul Youn (als König Marke) kam mit seinem röhrerischen und zuweilen ziemlich arg durchtremolierten Bass beim Publikum gut an. / Auch Johan Reuter (Kurwenal) gefiel. // Allein bei Michelle Breedt (Brangäne) - sang zu leise und betonte falsch - wären die allerstärksten Zweifel hinsichtlich einer wie immer auch gearteten Besetzungspolitik des Senders anzumelden; scheinbar wird dann, wie sooft, letztendlich das genommen, was man auf dem Markt zu guter Letzt noch kriegen kann...

Nach Ninas "Liebestod" sehr langes und sehr konzentriertes Schweigen. Danach tosende Begeisterung!

Ein RSB/Janowski-Abend ohnegleichen!!
Andre Sokolowski - 28. März 2012
ID 5829
TRISTAN UND ISOLDE konzertant (Philharmonie Berlin, 27.03.2012)
König Marke ... Kwangchul Youn
Tristan ... Stephen Gould
Kurwenal ... Johan Reuter
Melot ... Simon Pauly
Isolde ... Nina Stemme
Brangäne ... Michelle Breedt
Ein Hirte ... Clemens Bieber
Ein Steuermann ... Arttu Kataja
Ein junger Seemann ... Timothy Fallon
Herren des Rundfunkchores Berlin
(Choreinstudierung: Eberhard Friedrich)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski

WAGNER-ZYKLUS des RSB
Nächste Termine:
5. Mai 2012, Tannhäuser
22. November 2012, Das Rheingold
24. November 2012, Die Walküre
1. März 2013, Siegfried
15. März 2013, Götterdämmerung


Weitere Infos siehe auch: http://www.rsb-online.de


http://www.andre-sokolowski.de



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