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5. September 2012 - Musikfest Berlin

AN AMERICAN IN PARIS

St. Louis Symphony / David Robertson





"Als George Gershwin 1928 während seiner großen Europareise Station in Paris machte und seinen französischen Kollegen Maurice Ravel traf, bat er diesen, ihm Kompositionsunterricht zu geben. Ravel, der die Musik Gershwins bewunderte, weigerte sich kategorisch: 'Warum wollen Sie ein zweitklassiger Ravel werden, wenn Sie ein erstklassiger Gershwin sein können?' Er wolle nicht, dass Gershwin die Unmittelbarkeit seiner Melodie verliere. Trotz des dichten Reiseplans voller Musikaufführungen und Treffen mit berühmten Kollegen fand Gershwin Zeit, An American in Paris in seinen freien Stunden zu komponieren. Das Stück sei 'die modernste Musik, die ich bisher versucht habe (…) im typisch französischen Stil, in der Art von Debussy und den Six (…) obwohl die Themen alle original sind', so Gershwin." (Quelle: Berliner Festspiele)

*


Die 1880 gegründete St. Louis Symphony gilt als das "zweitälteste" sinfonische Orchester in den USA. Der Name Leonard Slatkin war und ist sehr stark mit ihr verbunden; er fungierte 1979-96 als ihr Chefdirigent. Seit ca. sieben Jahren füllt den Posten der auch in Europa und besonders in Berlin bekannte David Robertson aus - mit ihm kamen die Musiker nunmehr zu ihrem ersten Gastspiel zum MUSIKFEST in die Hauptstadt...

Und sie spielten (freilich) Gershwin; dessen Ein Amerikaner in Paris war so zugleich der dachabhebende Abräumer des Abends - allenthalben noch gesteigert durch die Zugabe mit Bernsteins Ouvertüre zum Candide.

Die Leute aus St. Louis sind ein Zünder - ja, der Funke springt bei denen sofort über! Aber das ist meistens so: Diese amerikanischen Klangkörper, denen man legendenhafter Weise einen überstarken Hang zum Perfektionismus "nachsagt", haben selbstverständlich auch noch diese ganz, ganz andere und menschelnd-einnehmende Qualität. Emotionales so "von mir zu dir", um es ganz flapsig anzureißen, stellt sich diesbezüglich meistens sofort ein. Das wischt dann jegliche Distanz beiseite und (nicht unwichtig!) macht eine Rezeption auch solcher derart unbequemen Werke wie zum Beispiel Schönbergs Fünf Orchesterstücke leicht bzw. etwas leichter noch als schwer...

Am Anfang gabs vom alten Carter, der schon 104 ist (nicht zu fassen!), dessen 10minütige Holiday Ouverture - in erquickerischster (nationaler) Freude auf den 25. August 1944 dermaleinst von ihm geschrieben; da war die Befreiung von Paris durch aliierte Truppen...

Doch der schön(st)e Fremdkörper dieses draufhauerischen Abends war dann die einzel- wie gesamtinstrumental markantige, geschmeidige und in den Stimmen völlig ausgewogene Darbietung von Beethovens Violinkonzert; Solist war Christian Tetzlaff - und der spielte dann zum Beispiel eine Schlusskadenz im ersten Satz, die man wohl selten oder gar noch nie gehört zu haben meinte; namentlich mit obligatem, wenn auch recht zurückhaltendem, Paukensolo. Klang doch irgendwie "modern"...

Sympathische Menschen - unvergessliches Konzert!!


a. so. - 6. September 2012
ID 6193
MUSIKFEST BERLIN 2012 (Philharmonie, 05.09.2012)
Elliott Carter: Holiday Overture
Ludwig van Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61
Arnold Schönberg: Fünf Orchesterstücke op. 16
George Gershwin: An American in Paris
Christian Tetzlaff, Violine
St. Louis Symphony
Dirigent: David Robertson


Weitere Infos siehe auch: http://www.stlsymphony.org


MUSIKFEST BERLIN 2012 (10. September)
BBC Symphony Orchestra / John Adams


MUSIKFEST BERLIN 2012 (8. September)
Berliner Philharmoniker / Ingo Metzmacher


MUSIKFEST BERLIN 2012 (6. September)
London Symphony Orchestra / Michael Tilson Thomas


MUSIKFEST BERLIN 2012 (4. September)
Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam / Mariss Jansons


MUSIKFEST BERLIN 2012 (2. September)
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg / Sylvain Cambreling


MUSIKFEST BERLIN 2012 (31. August)
Mahler Chamber Orchestra / Kent Nagano



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