Nina Hagen inspirierte Magnus Lindbergs Kraft
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Das ist Magnus Lindberg - Foto (C) Sigurd Gartmann | Bildquelle http://de.wikipedia.org/wiki/Magnus_Lindberg
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Vor dreißig Jahren wohnte Magnus Lindberg (* 1958) kurz mal in der Westberliner Bude Nina Hagens. Damals war er Anfang zwanzig, und die Punkmusik (zu dieser Zeit in vollster Blüte) stopfte ihm da unaufhörlich seine Ohren, nicht nur als er in den Nächten - nach getaner Arbeit oder weil er noch nicht schlafen konnte oder wollte - durch die Szenekneipen streunte; Einstürzende Neubauten, z.B., könnte man mit dieser unvergesslich-ausnahmsreichen Ära (nachgerade "theoretisch") in Verbindung bringen - - kurz und gut: er fing zu dieser Zeit gerade Kraft zu komponieren an.
"In der 82 Zentimeter hohen Partitur von Kraft verlangt Lindberg neben einem groß besetzten Symphonieorchester diverse Solo-Instrumentalisten an Klarinette, Schlagzeug, Klavier und Violoncello. Hinzu kommen eine Trillerpfeife sowie das Dröhnen eines elektronisch verstärkten Schlagzeugs, dessen bisweilen martialische Klänge an die von Lindberg erwähnte Punk-Ästhetik erinnern; weiterhin sind diverse Artikulationen der menschlichen Stimme vorgesehen, die vom Dirigenten bzw. von einem Solisten (dem Komponisten) auf der Bühne ausgeführt werden, wobei letzterer während der Aufführung zwischen verschiedenen Instrumenten hin- und herwechselt." wird Kraft dem Publikum durch einen lesenswerten Beitrag von Harald Hodeige im Programmheft der Berliner Philharmoniker vermittelt.
Für Alan Gilbert, der dieses nicht nur musikhistorisch einzustufende Spektakel (Helsinkier Uraufführung war am 4. 9. 1985) in den drei zurückliegenden Tagen dirigierte, muss es wohl ein Herzenswunsch gewesen sein, diesem "Event", wie er es nennt, nun auch in dessen eigentlichen "Herkunftsstadt" zur philharmonischen Erstaufführung verholfen zu haben!
"Das scheinbare Chaos während der Eröffnungsphase mündet allmählich in ein Klangrelief, das von einem wiederkehrenden, aus zwölf Schlägen bestehenden Perkussionsimpuls grundiert wird. Nach einer entrückten Musik, die aus der tiefsten Lage der Kontrabässe in höchste Höhen emporsteigt, leiten fallende Arabesken der Piccoloflöten zum zweiten Satz über, der einen Dialog zwischen Solisten-Ensemble und Orchester ausspinnt. Eine von diversen Geräuschen begleitete 'Kadenz' des Solo-Violoncellos bildet eine ätherische Überleitung zum letzten Werkabschnitt, einem sich langsam steigernden, gewaltigen Klangfeld, dessen energetische Ballungen schließlich vom elektronisch verstärkten Schlagzeug aufgelöst werden." (Harald Hodeige)
Es gibt außer klanglicher also auch jede Menge physische Bewegung: Nicht nur dass der Komponist (höchstselbst anwesend/mitwirkend) von einer Position zur anderen im weiten Rund des Saales wechselt, haben ausgewählte Musiker des Starorchesters ein sportives Laufpensum zu absolvieren - bis sie an den sechs bzw. sieben im gesamten Raum verteilten Wirkungsplätzen angelangt sind; und sie müssen immerhin von dort aus (also leise, unauffällig) wieder irgendwie zurück an ihren "Ursprungsplatz", ja und das Alles während und inmitten des halbstündigen Gewalt-Opus...
Es macht schon einen Heidenspaß, dem tollen Treiben nicht nur zuzuhören, sondern auch (vor allem) zuzusehen!
[Nach dem Ausklingen des, zugegebner Maßen, nicht gerade "leisen" Werkes konnte man diverse Fluchtströme der hochbetagteren Fraktionen des anwesenden Besucherkreises optisch ausmachen; auch ein erneutes und erschreckendes Indiz dafür, wie hochprozentig alt, zurückgeblieben und gebrechlich die Zusammensetzung der Konzertbesucher heutzutage ist; kein auffrischendes Zeichen und Signal für Zukunft, leider, leider nicht.]
Der Jubel derer, denen es gefallen hatte, war selbstredend ausufernd, brachial!
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Weit vor der langen Umbaupause spielte Daniel Müller-Schott Dvořák Cellokonzert! Zu Tränen gerührt.
Bewertung:
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Andre Sokolowski - 2. Februar 2014 ID 7569
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 01.02.2014)
Antonín Dvořák: Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104
Magnus Lindberg: Kraft für Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violoncello und Orchester
Daniel Müller-Schott, Violoncello [Dvořák]
Bruno Delepelaire, Violoncello
Andreas Ottensamer, Klarinette
Magnus Lindberg, Klavier
Simon Rössler, Perkussion
Wieland Welzel, Perkussion
Juhani Liimatainen, Live-Elektronik
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Alan Gilbert
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de
http://www.andre-sokolowski.de
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