Und dann 
  ist Sense.
EIN ABEND ÜBER DEN TOD mit dem Rundfunkchor Berlin
 
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 Der Rundfunkchor Berlin beschreitet schon seit Jahren "Grenzpfade", d.h. er singt nicht nur, ganz klassisch aufgestellt hinter den Musikerrücken der drei hauptstädtischen  Spitzenorchester (in Berlin sind das zumeist das RSB sowie das DSO, aber auch die Berliner Philharmoniker), sondern er ist auch immer öfter Teil von anderweitigen Projekten, die sich mit den herkömmlichen Aufführungen von Konzerten nicht zufrieden geben - neulich beispielsweise bei dem Verdi-Requiem mit dem Staatsballett Berlin; da ließ er sich von Christian Spuck sogar choreografieren, ja und so erlebte man ihn singend als wie... ("tanzend" hätte ich jetzt fast geschrieben), und das war an sich schon sehenswert. Auch Jahre vorher konnte man ihn in bemerkenswerten "Grenz"-Projekten live erleben, beispielsweise als ein Traumweltenversteher Maeterlinck'scher Art im silent green, als sich Umherbewegende bei  Brahms' Ein deutsches Requiem im Radialsystem oder zu Christian Josts Lover im Kraftwerk in der Köpenicker Straße.  
 
 Gestern nun lud er zu einem Abend über'n Tod ein.
 
 Das mag nicht das Lieblingsthema eines jeden sein - aber wer ist schon "eines jeden"; jedenfalls: Die, die da gestern Abend im Radialsystem gesessen hatten, um zu lauschen, was da zu dem Thema vor sich gehen würde, wussten selbstverständlich, was sie da erwartete:
 
 Im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens stand Dona eis von Pascal Dusapin (68) - ein ziemlich düster anmutendes sechssätziges Requiem, das wahrscheinlich (außer von womöglich anwesenden Insidern) kaum wer unter den Hörern vorher kannte; und es wäre zielführend gewesen, wenn in dem geschmackvollen Programmheft wenigstens paar Sätze zu dem Werk gestanden hätten, um ein bisschen in die Kompliziertheit und Komplexität dieses so anspruchsvollen Opus eingeführt zu sein. Aber egal, denn dass und (mehr noch:) wie es der Elitechor und die ihn begleitenden sieben Instrumentalisten [Namen s.u.] dargebracht hatten, war schon beeindruckend an sich. 
 
 Von Dusapins Landsmann Thierry Machuel (60) gab es dann noch ein etwas "leichter anzuhörendes" Nocturne. 
 
 Und schließlich überraschten uns die Sängerinnen und Sänger mit dem weltberühmten und (horch, horch!!) gesung'nen Mahler-Adagietto aus der Fünften Sinfonie; erinnert sei in dem Zusammenhang an das in Richtung Lido schwimmende Dampfschiff aus der Visconti-Verfilmung von Thomas Manns Tod in Venedig, bei der das Adagietto unheimlich im Hintergrund erklingt und Dirk Bogarde (als Gustav von Aschenbach) auf seiner allerletzten Reise ist... Gesungen wird auf Eichendorffs Gedicht Im Abendrot, das man v.a. als das vierte der Vier letzten Lieder von Richard Strauss gut kennt. Die Vokaltranskription von Clytus Gottwald klang schon raffiniert, obgleich man leider dann den schönen Text aufgrund des mehrstimmigen Sounds kaum herauszukristallisieren vermochte.
 
 Zwischen den Musiken las die Schauspielerin Eva Meckbach aus diverser Prosa von Lewinsky,  Şafak, Boyer, Adnan und Bachmann [Textzusammenstellung s.u.] - alles halt zum Todesthema. Chorleiter Gijs Leenaars dirigierte. 
 
 * *
 Als ich wieder draußen auf der Straße war, dachte ich hocherleichtert das hier:
 
 "Dunkel war's, der Mond schien helle..."
 
 
 
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 Rundfunkchor Berlin | Foto (C) Marcel Köhler; Bildquelle: radialsystem.de
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Andre Sokolowski - 12. Juni 2023 ID 14247
 
»UUND DANN?« EIN ABEND ÜBER DEN TOD (Radialsystem Berlin, 11.06.2023)
 Pascal Dusapin: Dona eis 
 Thierry Machuel: Nocturne
 Gustav Mahler: Im Abendrot, Adagietto aus der 5. Sinfonie
 sowie folgende Texte:
 Micha Lewinsky, Holly im Himmel
 Elif Şafak, Unerhörte Stimmen
 Anne Boyer, Die Unsterblichen
 Etel Adnan, Die Stille verschieben
 Ingeborg Bachmann, Die Karawane und die Auferstehung
 Eva Friedrich, Sopran
 Mathias Koch, Bass
 Gergely Bodoky, Flöte 
 Thomas Herzog,  Oboe und Englischhorn	
 Stephan Mörth, Klarinette	
 Jörg Petersen, Fagott	
 Ozan Cakar, Horn	
 Patrik Hofer, Trompete	
 Mohamed Gamal, Posaune	
 Eva Meckbach (Rezitation)
 Angelika Schmidt (Dramaturgie)
 Rundfunkchor Berlin
 Dirigent: Gijs Leenaars
 
 
 Weitere Infos siehe auch: https://www.rundfunkchor-berlin.de
          
     
         https://www.andre-sokolowski.de
  
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