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Konzertkritik

Evan Hughes

als Edward II



Evan Hughes war King Edward II in George Benjamins Lessons in Love and Violence in der Kölner Philharmonie am 29. April 2023 | Bildquelle: evanhughesbassbariton.com

Bewertung:    



Die schon damals von den Zeitgenossen mehr als despektierlich angesehene und nicht nur wegen ihrer homosexuellen Aufgeladenheit beargwohnte Liebesgeschichte zwischen dem englischen König Edward II. (1284-1327) und dem aus Frankreich stammenden Piers Gaveston (1284-1312) war und ist ein immer wieder gern benutzter Gegenstand diverser künstlerischer Auseinandersetzungen - sowohl als Stück auf dem Theater (Marlowe, Brecht und/ oder Palmetshofer) als auch filmisch (Jarman) oder in der Oper (Scartazzini/ Jonigk).

Eines der jüngsten Beispiele stellen die Lessons in Love and Violence (dt.: Lektionen in Liebe und Gewalt) des britischen Komponisten George Benjamin (63) auf einen Text von Martin Crimp (67) dar. Die Oper wurde 2018 in der Regie von Katie Mitchell am Royal Opera House London uraufgeführt; die Hamburgische Staatsoper spielte diese Inszenierung ein Jahr später nach.




Evan Hughes (2. v. r.) war bereits King Edward II in Katie Mitchells Uraufführung-Inszenierung Lessons in Love and Violence von George Benjamin, die auch an der Hamburgischen Staatsoper 2019 lief. | Foto (C) Forster


*

Jetzt machte der Komponist mit dem Mahler Chamber Orchestra und dessen MCO Academy (an die 70 Instrumentalisten insgesamt!) sowie acht handverlesenen Solistinnen und Solisten in der Kölner Philharmonie Station, wo er seine Oper in einer halbszenischen Darbietung (Regie: Dan Ayling) selber dirigierte.


Edward II. wird bei Benjamin & Crimp (warum dann eigentlich?) nicht namentlich genannt. "Der König", lesen wir auf Wikipedia, "lebt nur noch für Vergnügungen und vernachlässigt sein leidendes Volk und die Königin Isabel. Diese geht eine Beziehung mit Mortimer ein, der daraufhin Gaveston hinrichten lässt und den König zur Abdankung zwingt, um dessen Sohn als Nachfolger einzusetzen. Auch der König kommt ums Leben. Seine beiden Kinder werden in allen Szenen Zeugen des Geschehens. Sie lernen aus diesen 'Lektionen': Der junge König lässt Mortimer vor den Augen seiner Mutter töten."


In London war es Stéphane Degout, der den König sang - in Hamburg Evan Hughes; selbiger war jetzt auch in der von uns besuchten Kölner Darbietung zu sehen und zu hören.

Doch nicht nur er, auch seine beiden männlichen Gegenspieler (in Gestalt des Gaveston sowie des Mortimer) elektrisierten den vielleicht zu einem reichlichen Drittel gefüllten Saal, und man war sich mitunter nicht ganz sicher, wem Sir Benjamin mit seiner Komposition den eigentlich "Vorrang" zu geben vermochte: Gyula Orendt oder Paul Curievici?

Nicht minder elektrisierend: Georgia Jarman (als Isabel) oder auch Hannah Sawle und Krisztina Szabó (als Witness I und II); Benjamin hatte besonders den drei Frauen Tollkühnes, schier Halsbrecherisches zu singen auferlegt, ja und sie stemmten ihre Mordspartien spielend leicht, fast so, als wäre es für sie wie "im Vorübergehen". Sensationell!

Atemberaubendes Konzert.




Mahler Chamber Orchestra | Foto (C) Molina Visuals

Andre Sokolowski - 30. April 2023
ID 14169
Lessons in Love and Violence von George Benjamin (Kölner Philharmonie, 29.04.2023)
Oper in zwei Teilen mit einem Text von Martin Crimp
Halbszenische Aufführung

Regie: Dan Ayling
Besetzung:
Evan Hughes (King)
Gyula Orendt (Gaveston)
Georgia Jarman (Isabel)
Paul Curievici (Mortimer)
Samuel Boden (Young King, Boy)
Hannah Sawle (Witness I)
Krisztina Szabó (Witness II)
Tristan Hambleton (Witness III)
MCO Academy
Mahler Chamber Orchestra
Dirigent: Sir George Benjamin

Weitere Infos siehe auch: https://www.koelner-philharmonie.de


https://www.andre-sokolowski.de

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