| BAYREUTHER FESTSPIELE 2023
                  
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       Wotan (tropfend) - 
  ganz, ganz oben 
  am Strick 
  baumelnd
 
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 Das Rheingold 2023: Olafur Sigurdarson (als Alberich) mit dem geraubten Kind (Hagen), davor der hierüber verzweifelte Arnold Bezuyen (als Mime) | Foto (C) Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
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Bewertung:      
 
  
 Das Wutgebrüll nach sechs durchlitt'nen Stunden Götterdämmerung am  Montag dürfte noch erheblich kräftiger gewesen sein als bei dem Schlussvorhang im letzten Jahr; da (im  August 2022) tat mir Regisseur Valentin Schwarz irgendwie leid, dass er sich diesem für ihn ersterfahrenen Erweckungsschock von Angesicht zu Angesicht - er gegen die Gemeinde - stellen musste (doch im Kino, wo ich quasi live und bis zum Schluss dabei gewesen war, empfand ich dieses Wutgebrüll mehr oder weniger bloß als Zitat desselbigen, und also klang es etwas weichgespülter als man es vermutet haben wollte). 
 
 Nunmehr also eine Steigerung des allgemeinen Volkszorns. Nein, mit der Gemeinde ist, was all so Querverschrobenes von einem Quereinsteiger anbelangte, nicht zu spaßen, nie und nimmer, nicht mit ihr!! Zitat eines wie'n Sachverständiger Aussehenden noch vor dem eigentlichen RING-Beginn in Es-Dur (Rheingold): "Hab' null Bock mich mit den kranken Kinderfantasien eines Dreißigjährigen groß zu beschäftigen." 
 
 Beim Valentin ist Gold gleich Kind, und dieses Kind heißt Hagen, und Zwerg Alberich, der bei dem Valentin der Zwillingsbruder Wotans ist, raubt so statt Gold das Kind, und Wotan ist das Oberhaupt und Zentrum seiner selbstgezeugten Dynastie, sogar die Rheintöchter gehören mit dazu, obgleich sie lediglich als Domestikinnen dort angestellt sind, ja und viele, viele Kinder sind noch mit, die Wotan zeugte und die jetzt (vor allem Hagen) Teil der Dynastie sind und Jahrzehnte später dafür eine Mitschuld tragen, dass die Dynastie halt untergeht; naturgewaltig und naturgemäß... Wie's so in diesen Bibeln steht; von Netflix-Serien war da nebenbei die Rede oder so.
 
 Ja, Valentin, gib es ruhig zu, dass du von Anfang an mit einer Ablehnung all dessen, was du dir so ausgedacht hattest, gerechnet hast. Und diesmal (Ende Juli '23) wirktest du nicht nochmal so geschockt wie letztes Jahr - ich konnte das sogar von Reihe 25 aus, obwohl ich kurzsichtig bin, irgendwie erkennen, mehr noch spürte ich eine inzwischen fast routinemäßige Gelassenheit, mit der du dieses montägliche Buhgewitter in Empfang nahmst.
 
 Und so endete der erste von drei RING-Durchläufen in der laufenden Saison:
 
 Eine klatschnasse Wotan-Puppe hängt vom Schnürboden herab an einem Strick - der Göttervater hatte sich erhängt.
 
 Das ist eine der Neuheiten (der Werkstatt Bayreuth), die im RING 2023 sehbar ist.  
 
 Auch die hier: Siegfried nimmt Gutrune von hinten und klatscht ihr währenddessen lustvoll auf den Arsch - ein hintergründiges und recht voluminöses Schattenspiel der Extraklasse! 
 
 Alles in allem sind sich freilich diese aufmüpfigen RING-Macher neben dem Valentin (Bühne von Andrea Cozzi, Kostüme von Andy Busch, Video von Luis August Krawen, Dramaturgie von Konrad Kuhn) ihrer doch eingeschwor'nen Sache ziemlich sicher und bleiben sich resp. ihrem Grundkonzept nib'lungentreu [s. RING 2022].
 
 Völlig egal, wie wer da reagierte - richtig so.
 
 
 
 
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 Die Walküre 2023: Elisabeth Teige (als Sieglinde) kommt gerade von der Totenfeier für die sich selbst erschossen habende Freia; daher trägt sie einen Grabkranz | Foto (C) Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
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 Siegfried 2023: Daniela Köhler und Andreas Schager (als Brünnhilde und Siegfried); waren schon im Vorjahr auffällig gut | Foto (C) Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
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 Götterdämmerung 2023: Catherine Foster (als Brünnhilde) und Mika Kares (als Hagen), die beiden "Neuen" im diesjährigen RING | Foto (C) Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath
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 Es gibt dieses Jahr paar reguläre als wie kurzfristige Neubesetzungen, die all das musikalische Geschehen unterm Dirigentenstab von Pietari Inkinen (der nächstes Jahr schon nicht mehr mit dabei sein wird) teilweise hochqualifizieren:
 
 Allen voran Catherine Foster, die bereits beim Castorf die Brünnhilde war - hier singt sie zwar "nur" in  Walküre und in Götterdämmerung, doch wie sie's wuchtet, ist dann schon 'ne Wucht; für mich ist sie die derzeit wohl erfahrenste wie auch athletischste aller Brünnhilden, die es weltweit gibt.
 
 Elisabeth Teige wechselt von der Vorjahres-Gutrune in die Rolle der Sieglinde, macht sie toll.
 
 Aile Asszonyi steigt neu als Gutrune ein, sehr sehens- und sehr hörenswert.
 
 Mika Kares debütiert endlich (!) auch in Bayreuth mit seinem sensationellen Hagen.
 
 Andreas Schager bürdet sich (kurzfristig) den Götterdämmerung-Siegfried zusätzlich auf, nachdem ihn Stephen Gould krankheitsbedingt abgeben musste, und er hält natürlich, wie sooft, gut durch.
 
 Vom Vorjahr unbeschadet übernommen: Olafur Sigurdarson (alle drei Alberichs), Daniel Kirch (Loge), Christa Mayer (die beiden Frickas und Waltraute), Arnold Bezuyen (die beiden Mimes), Jens-Erik Aasbø (Fasolt), Tobias Kehrer (die beiden Fafners), Okka von der Damerau (die beiden Erdas), Klaus Florian Vogt (Siegmund), Alexandra Steiner (Waldvogel), Daniela Köhler (Siegfried-Brünnhilde), Georg Zeppenfeld (Hunding) oder Michael Kupfer-Radecky (Gunther).
 
 Zum Weghören (Textverständlichkeiten gegen null, Höhensicherheit durch Pressen, Presse, Pressen): Tomasz Konieczny's Wotan/Wanderer; grauenvoll.
 
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 So war der RING in diesem Jahr.
 
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Andre Sokolowski - 2. August 2023 ID 14317
 
DER RING DES NIBELUNGEBN (Bayreuther Festspiele | 26., 27., 29., 31.07.2023)
 Musikalische Leitung: Pietari Inkinen 
 Regie: Valentin Schwarz 
 Bühne: Andrea Cozzi 
 Kostüme: Andy Besuch 
 Dramaturgie: Konrad Kuhn 
 Licht: Reinhard Traub 
 Video: Luis August Krawen
 
 Besetzungen: 
 
 Das Rheingold (26.07.2023)
 Wotan ... Tomasz Konieczny
 Donner ... Raimund Nolte
 Froh ... Attilio Glaser
 Loge ... Daniel Kirch
 Fricka ... Christa Mayer
 Freia ... Hailey Clark
 Erda ... Okka von der Damerau
 Alberich ... Olafur Sigurdarson
 Mime ... Arnold Bezuyen
 Fasolt ... Jens-Erik Aasbø
 Fafner ... Tobias Kehrer
 Woglinde ... Evelin Novak
 Wellgunde ... Stephanie Houtzeel
 Floßhilde ... Simone Schröder
 Festspielorchester
 Premiere war am 31. Juli 2022.
 Weitere Termine: 05., 21.08.2023
 
 Die Walküre (27.07.2023)
 Siegmund ... Klaus Florian Vogt 
 Hunding ... Georg Zeppenfeld 
 Wotan ... Tomasz Konieczny 
 Sieglinde ... Elisabeth Teige 
 Brünnhilde ... Catherine Foster 
 Fricka ... Christa Mayer 
 Gerhilde ... Kelly God 
 Ortlinde ... Brit-Tone Müllertz 
 Waltraute ... Claire Barnett-Jones 
 Schwertleite ... Christa Mayer 
 Helmwige ... Daniela Köhler 
 Siegrune ... Stephanie Houtzeel 
 Grimgerde ... Marie Henriette Reinhold 
 Rossweisse ... Simone Schröder 
 Premiere war am 1. August 2022.
 Weiterer Termine: 06., 22.08.2023
 
 Siegfried (29.07.2023) 
 Siegfried ... Andreas Schager 
 Mime ... Arnold Bezuyen 
 Der Wanderer ... Tomasz Konieczny 
 Alberich ... Olafur Sigurdarson 
 Fafner ... Tobias Kehrer
 Erda ... Okka von der Damerau 
 Brünnhilde ... Daniela Köhler 
 Waldvogel ... Alexandra Steiner 
 Premiere war am 3. August 2022.
 Weitere Termine: 08., 24.08.2023
 
 Götterdämmerung (31.07.2023) 
 Siegfried ...  Andreas Schager 
 Gunther ... Michael Kupfer-Radecky 
 Alberich ... Olafur Sigurdarson 
 Hagen ... Mika Kares
 Brünnhilde ... Catherine Foster
 Gutrune ... Aile Asszonyi
 Waltraute ... Christa Mayer 
 1. Norn ... Okka von der Damerau 
 2. Norn ... Stéphanie Müther 
 3. Norn ... Kelly God 
 Woglinde ... Evelin Novak
 Wellgunde ... Stephanie Houtzeel
 Floßhilde ... Simone Schröder
 Premiere war am 5. August 2022. 
 Weitere Termine: 10., 26.08.2023
 
 
 Weitere Infos siehe auch: https://www.bayreuther-festspiele.de
          
     
         https://www.andre-sokolowski.de
  
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 = geht so
 
  
 = na ja
 
  
 = katastrophal
 
  
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