Pi mal Daumen für die Hobbyschneiderin
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Bewertung:
Eine gute Qualität bei Handarbeitsbüchern besteht meist darin, dass die Anleitungen sehr präzise dargestellt sind, ordentlich werden Schnittmuster vorgestellt, es wird nicht nur gesteckt, sondern auch geheftet, gefuscht wird jedenfalls nicht. Um ehrlich zu sein, hat mich dies so manches Mal abgeschreckt. Ich neige zur Ungeduld, fummele mir gerne etwas zurecht. Selbstgemachte Kleidung muss bei mir nicht perfekt sein, man darf ihr ansehen, dass ich sie selbst gemacht habe, das verleiht dem Stück Individualität. Aber - natürlich darf ein solches Kleidungsstück nicht dilettantisch wirken, es soll sehr wohl die bewundernden Blicke meine Freunde auf sich ziehen. Ist dies ein Widerspruch? Ich meine nein und verweise auf Jenniffer Taylor. Die Autodidaktin schneidert ohne Schnittmuster, alte Kleidungsstücke werden zum Teil recycelt, es wird effektiv und unkompliziert gearbeitet – vermutlich habe ich in der Autorin [von Ran an die Nähmaschine!] eine Seelenverwandte gefunden.
Zu Buchbeginn gibt es eine Übersicht über das Handwerkszeug, welche Schere, wozu gibt es Unterschiede bei Nähmaschinennadeln und – natürlich welche Nähmaschine. Selbst meine alte handbetriebene Tretmaschine gilt noch als einigermaßen ausreichend. Wie beruhigend.
Für die Wahl der geeigneten Stoffe gibt es gut nachvollziehbare Tipps. Welches eigene Kleidungsstück zeigt die gewünschten Eigenschaften? Im Etikett finden sich die nötigen Produktangaben wie z.B. der Synthetikanteil, die Waschanleitung. Es gilt also eine ähnliche Stoffqualität aufzutreiben, oder vielleicht kann sogar das alte Kleidungsstück selbst recycelt werden. Und wenn nicht:
"Überlegt, wie lang das Kleidungsstück werden soll. Für ein langes Kleid würde ich den Abstand zwischen Schulter und Boden doppelt nehmen (das Kleid hat ja eine Vorder- und eine Rückseite) und für alle Fälle noch ein wenig zugeben, besonders bei gemusterten Stoffen. Ich kaufe grundsätzlich drei Meter Stoff. Da bleibt immer etwas für das nächste Projekt übrig. Ich kaufe aber auch keine teuren Stoffe – ich liebe Upcycling und suche gern nach Schnäppchen." (S. 15)
Einfach kann z.B. ein Top aus zwei viereckigen Tüchern gefertigt werden, Strickhandschuhe und ein Loop-Schal aus einem
alten Pullover, eine Tasche, die am Gürtel befestigt wird, aus einer alten Jeans.
Für Kleidungsstücke mit Passform wird das Maßnehmen vorgestellt, Maße, die für einen Tellerrock, ein Fledermaus- oder Kimonokleid oder ein Sommertop von Nöten sind. Mich hat besonders der Wolldeckenmantel beeindruckt, der aus einer großen Wolldecke bzw. Wollwalk geschneidert wird. In 23 Schritten wird dieses Meisterwerk vorgestellt, und ich habe bereits eine Decke im Auge, die seit Jahren im Bettkasten auf einen neuen Einsatz wartet.
Ein Handarbeits- und Schneiderbuch für die, die es gerne schnell und unkompliziert mögen, die eigene Kreativität mit einfließen lassen wollen, die zwar für Tipps dankbar sind, sich aber nicht jeden kleinen Schritt vom Autor vorgeben lassen wollen.
Ellen Norten - 20. Mai 2018 ID 10703
Siehe auch:
http://www.buchweltshop.de/ran-an-die-nahmaschine.html
Post an Dr. Ellen Norten
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