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Rezension


„The Lady – Ein geteiltes Herz“ (Frankreich, Großbritannien 2011)

Regie: Luc Besson

Starttermin: 5. April 2012

“Nutzt eure Freiheit, um unsere zu fördern“

Sie ist die Ikone der gewaltfreien Demokratisierung ihres Heimatlandes Britisch- Birma, heute Myanmar, in dessen Hauptstadt Rangun sie 1945 geboren wurde: die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Schon ihr Vater, Aung San, war politisch tätig. Er setzte sich für die Unabhängigkeit Birmas ein, wurde aber 1947 mit mehreren Weggefährten Opfer eines Mordsanschlags. Seine Tochter war damals gerade zwei Jahre alt, und es ist schon erstaunlich, mit welcher Opferbereitschaft sie dieses Erbe trägt. Birma wurde 1948 zwar unabhängig von Großbritannien, seitdem aber immer wieder von politischen Unruhen erschüttert und Militärregimes regiert. Vier Tage vor dem Filmstart in Deutschland, am 1. April 2012, war Aung San Suu Kyi in den Hauptnachrichten zu sehen, weil ihre Partei mit überwältigender Mehrheit den Wahlkreis Kawhmu bei Nachwahlen zum birmesischen Unterhaus gewonnen hat. Das war nicht das erste Mal, dass die Ereignisse die Verfilmung ihres Lebens überholt haben. Luc Besson drehte den Film mit der ursprünglichen Absicht, auf die schwierige Situation in Myanmar aufmerksam zu machen und Aung San Suu Kyis Freilassung zu beschleunigen. Am 13. November 2010 wurde der rund 15 Jahre währende Hausarrest plötzlich und überraschend aufgehoben. Da die Lage aber alles andere als entspannt ist, stellte Besson seinen Film fertig. Über die Presse ließ Aung San Suu Kyi dem Filmteam die Botschaft zukommen: „ Nutzt eure Freiheit, um unsere zu fördern.“

Das eigene Haus ist zum Gefängnis geworden: Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) bringt bittere Opfer © Universum Film / Magali Bragard
Im Mittelpunkt von „The Lady“, der entschieden keine Dokumentation ist, sondern ein Kinofilm, steht die Liebe zwischen Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) und ihrem Mann, Michael Aris (David Thewlis), die sich in ihrer Studentenzeit kennen lernen. Das Paar heiratet 1972, bekommt zwei Söhne Alex (Jonathan Woodhouse) und Kim (Jonathan Raggett), und lebt überwiegend in Oxford. Was kaum bekannt ist, wird in dem Film deutlich herausgestellt. Michael Aris ist keine Nebenfigur im Leben seiner Frau, er ist ihre tätige und moralische Stütze. Als sie 1988 nach Myanmar zurückkehrt, um ihrer Mutter nach einem Schlaganfall zur Seite zu stehen, erlebt sie den Sturz des Militärdiktators Ne Win und die blutigen Machtkämpfe danach. Die Demokratiebewegung kann sich nicht durchsetzen und die nächste Militärregierung ergreift die Macht. Doch da ist Aung San Suu Kyi schon in den Sog der Geschehnisse geraten. Sie setzt sich gewaltlos für die Demokratisierung ein, selbst unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Damit erwirbt sie sich den Respekt der Machthaber und die Liebe des Volkes.

Unerschrocken: Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) © Universum Film / Magali Bragard
Ihren Mann und ihre heranwachsenden Söhne sieht sie fortan nur selten. Als britischer Staatsbürger ist Michael auf Visa angewiesen, die ihm willkürlich genehmigt und wieder aberkannt werden. Obwohl Michael und die Söhne sehr unter der Trennung leiden, verstehen sie doch die Beweggründe. Sie wissen, was für eine Lichtgestalt Aung San Suu Kyi für die Birmesen ist und dass sie nie wieder eine Einreisegenehmigung bekäme, wenn sie einmal das Land verlassen würde. Ohne sie wäre aber Myanmar verlassen.

Die Augenblicke trauter Zweisamkeit sind gezählt : Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh) und ihr Mann Michael Aris (David Thewlis) © Universum Film / Magali Bragard
Michael betreibt von England aus eine Unterstützungskampagne für seine Frau und Myanmar. Sie gipfelt in der Verleihung des Friedensnobelpreises 1991, den er und seine Söhne in Abwesenheit seiner Frau annehmen. Aung San Suu Kyi kann die Zeremonie nur am Radio mitverfolgen. Die Bitterkeit der langjährigen Trennungen, die Zerrissenheit zwischen Hoffnung und Schmerz, das schwere Ertragen der Ungewissheit, die über der Familie schwebt, fängt Besson in intensiven Bildern ein, die er im Rahmen einer Dokumentation nicht so gefühlvoll hätte inszenieren können. Michelle Yeoh als Aung San Suu Kyi und David Thewlis als Michael schaffen es, uns dieses außergewöhnliche Paar näher zu bringen.

1995 kann Michael seine Frau das letzte Mal besuchen. Die Lage spitzt sich dramatisch zu, als Michael an Krebs erkrankt und dieser Krankheit zu erliegen droht. Er darf nicht zu seiner Frau, und Aung San Suu Kyi trifft eine harte, fast grausame Entscheidung. Sie bleibt in Myanmar und überlässt damit ihren todkranken Mann und ihre Söhne sich selbst und einer Situation, die jede Familie zutiefst erschüttert. Der Untertitel „Ein geteiltes Herz“ deutet dieses Zwiespalt an, aber es ist davon auszugehen, dass diese Entscheidung Aung San Suu Kyis Herz eher zerrissen hat. 1999 erliegt Michael seinem Krebsleiden, ohne seine Frau wiedergesehen zu haben.

Wie nötig das Land ein menschliches Gesicht hat, zeigte sich im Mai 2008, als ein Tropensturm in Myanmar zahlreiche Todesopfer forderte und geschätzte 1 Million Menschen obdachlos machte. Die Militärregierung ließ keine ausländische Hilfe zu und beschlagnahmte sogar Hilfsgüter, war aber selbst nur sehr unzureichend in der Lage, mit der Katastrophe fertig zu werden. Wenn heute die westlichen Staatschefs von einem „birmesischen Frühling“ sprechen, ist das vielleicht etwas euphemistisch, wäre aber ohne das jahrzehntelange Durchhalten dieser zierlichen Lady, Aung San Suu Kyi, schwieriger oder am Ende gar nicht möglich gewesen. Luc Besson hat gleichzeitig dafür gesorgt, dass die wesentlichen Rollen, die Michael Aris und die Söhne Alex und Kim dabei gespielt haben, gewürdigt werden und durch „The Lady“ in Erinnerung bleiben.


Helga Fitzner - 5. April 2012
ID 5832

Weitere Infos siehe auch: http://www.thelady-film.de/





 

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