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Dass die altindische Heilslehre Yoga dem Zusammenwirken von Körper und Geist und damit der Gesundheit dienlich ist, darf als globales Allgemeingut gelten. Wie weit verbreitet Yoga mittlerweile ist, zeigt der Dokumentarfilm Yoga – Die Kraft des Lebens des Franzosen Stéphane Haskell. Der französische Fotojournalist hat eine Reise rund um den Globus unternommen und unterschiedlichste Menschen getroffen, die Yoga lehren und praktizieren: in Frankreich, Deutschland, in den USA, in Kenia, in Israel, Indonesien und natürlich Indien, dem Mutterland des Yoga. Dabei hat Haskell Yoga zunächst nicht sonderlich ernst genommen. Doch nach Alkoholexzessen und einer schweren Rückenmarksschädigung, die zeitweise zu einer Querschnittlähmung führte, hat sich Stéphane Haskell einer Empfehlung folgend auf einen jahrelangen Yoga-Kurs eingelassen. Denn die moderne westliche Medizin hatte Haskell außer riskanten Operationen und Mengen an Schmerzmitteln wenig zu bieten. Der Journalist wollte seine Depressionen überwinden und „das Oben und Unten meines Körpers, der in zwei Teile geteilt war, wieder zusammenbringen“, wie er selbst sagt.

Die jahrelange Beschäftigung auch mit den spirituellen Dimensionen des Yoga und die sichtbaren Heilungsfortschritte führten dazu, dass Stéphane Haskell sich selbst das Versprechen gab, einen Film über Yoga zu drehen – obschon er den Rat erhielt, dass Yoga praktiziert und nicht propagiert werden soll. Das erklärt vielleicht Haskells Zurückhaltung, die verschiedenen Yoga-Lehren explizit zu unterscheiden und ganz bestimmte Übungsrituale filmisch zu illustrieren. Stattdessen klappert der Regisseur in munterer Folge verschiedene Länder und teils kuriose Orte ab, wo er Menschen beim Yoga zeigt, von denen man dies nicht vermuten würde: z.B. hartgesottene Knastis im berüchtigten San Quentin in Kalifornien, eine Gruppe von amerikanischen Multiple-Sklerose-Patienten, ultraorthodoxe Juden und Palästinenserinnen in Israel, gehörlose Kinder und AIDS-kranke Frauen aus kenianischen Dörfern und Schulklassen einer Schule in Gardanne in der Nähe des südfranzösischen Aix-en-Provence. Dort haben die Lehrerinnen Yoga als vorbereitende Unterrichtseinheit etabliert, um den Schülerinnen und Schülern zu mehr Konzentration und Selbstwahrnehmung zu verhelfen. In den Interviews mit den Yoga-Schülern – egal, ob Knastinsasse, strengreligiöser Asket, körperlich oder seelisch beeinträchtigter Mensch – wird deutlich, dass stärkeres Körperbewusstsein und Gelassenheit universellen therapeutischen Wert haben.

Höhepunkt der Haskellschen Weltreise war das Treffen mit einem der letzten Gurus des traditionellen indischen Yogas, dem mit 93 Jahren mittlerweile verstorbenen B. K. S. Iyengar, der so prominente Schüler wie den Violinsolisten Yehudi Menuhin unterrichtete. Natürlich ist auch dieses Interview insbesondere für Yoga-Laien aufschlussreich. Aber dramaturgisch ist es schon schade, dass Stéphane Haskell nach der spannenden, sehr persönlichen Einleitung die eigene Heilungsgeschichte kaum mehr thematisiert, sondern lieber eine Collage von Kursen weltweit präsentiert, deren Rasanz dem meditativen Versenkungsgedanken des Yoga eigentlich widerspricht. Ganz kurz zeigt Haskell seine (Ex-)Freundinnen, was immerhin darauf schließen lässt, dass er nach seiner Krankheit nicht nur durch Yoga zur Lebensfreude zurückfand. Lust, Yoga selbst auszuprobieren, bekommt man als Zuschauer auf jeden Fall. Also dann: Matte ausrollen und los...




Yoga - Die Kraft des Lebens | (C) Arsenal Filmverleih

Max-Peter Heyne - 12. Juni 2019
ID 11495
Weitere Infos siehe auch: https://arsenalfilm.de/yoga/


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