Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

TV-Kritik


24. Juli 2013, ARD

George

Dokudrama / Buch und Regie: Joachim A. Lang


Götz George als sein eigener Vater Heinrich George in dem gleichnamigen Dokudrama von Joachim A. Lang - Foto (C) SWR/Thomas Kost



Heinrich George (1893-1946) war eine deutsche Schauspieler-Legende! In Kolberg (1912) fing er als Oberkellner in der Operette Die keusche Susanne an - in Kolberg (1945), jenem gleichnamigen Nazi-Durchhaltefilm von Jud Süß-Regisseur Veit Harlan, spielte er den Nettelbeck; es war sein letzter großer Kinoauftritt...

Er galt, spätestens seit er Franz Biberkopf in der Döblin-Verfilmung von Berlin-Alexanderplatz (1931) verkörperte, als einer der renommiertesten Schauspieler der Weimarer Republik. Er sympathisierte mit den Linken, und er wurde von Piscator oder Brecht für prägende Theaterrollen besetzt.

Mit Hitlers Machtergreifung wandelte sich nicht nur sein so bodenständiges Gemüt - er legte sich, durch sein Mitläufertum, politisch fest. Goebbels trug ihm, nachdem er fürs NS-Regime ziemlich erfolgreich durch den Hitlerjungen Quex oder Jud Süß gewirkt hatte, die Intendanz des bis da brachliegenden Berliner Schillertheaters an; George sagte zu. In seinem Haus bot er hierauf verfolgten und gefährdeten Mitstreitern und Kollegen eine künstlerische Heimat oder einfach Unterschlupf.

Das Eine konnte er merkwürdig mit dem Anderen "verbinden" - - einfach Schauspielern und ewig Spielenwollen war wohl seine leidenschaftliche Maxime; so naiv, denkt man dann heute, können eigentlich nur Künstler sein.

Einen schier ähnlich-"zwielichtigen" Stoff hatte sich seiner Zeit bereits Klaus Mann in der Gestalt des Hendrik Höfgen im Roman Mephisto ausbedungen. Seltsam auch, dass ausgerechnet diese Beiden (Gründgens und George) damals auch schon alphatierartige Konkurrenten waren.


* * *


Regisseur und Drehbuchschreiber Joachim A. Lang hatte jetzt einen abendfüllenden TV-Film (Rubrik: Dokudrama) zu dem Thema machen wollen - und das Resultat unter dem Filmtitel George konnte sich doch sehen als wie hören lassen!




Propagandaminister Joseph Goebbels (Martin Wuttke) erkennt früh, wie wichtig es ist, beliebte Schauspieler wie George in seinen Propaganda-Apparat einzubinden. | Foto (C) SWR/Thomas Kost

Heinrich George arrangiert sich mit den neuen Machthabern und ihren Wünschen. Schon 1933 spielt er gemeinsam mit seiner Ehefrau Berta Drews (Muriel Baumeister) in dem Propagandafilm Hitlerjunge Quex. Beruflich und privat geht es ihm gut: Er ist vielgefragt als Film- und Bühnenschauspieler und lebt in einer komfortablen Villa am Berliner Wannsee. | Foto (C) SWR/Thomas Kost

1938 ernennt Goebbels George zum Intendanten des Berliner Schillertheaters. In "seinem" Theater beschäftigt George auch Mitarbeiter, die dem Regime nicht genehm sind - weil sie Juden sind oder wegen ihrer politischen Haltung. Einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt, ist Paul Wegener (Thomas Thieme). | Foto (C) SWR/Thomas Kost



Götz George spielt mit fast artistischem Facettenreichtum, überwältigender Mimik und hervormeißelndem Stimmgewand seinen am 25. September 1946 im sowjetischen NKWD-Lager Sachsenhausen verstorbenen Vater; und man ist nach dem Erleben insbesondere durch dessen cineastische Präsenz geneigt zu sagen, dass der Film - aller Wahrscheinlichkeit nach - niemals ohne ihn hätte gemacht sein können.

Neben UFA-Filmausschnitten oder nachgespielten Szenen und Ereignissen erlaubt uns dieser Streifen auch in die versteckt-anmutenden Gefühls- und also Innenkammern der zwei Söhne (auch der Erstgeborene, Jan George, tritt für O-Töne zusätzlich vor die Kamera) mitunter einzutauchen; das berührt auf eine intensive Weise, wie sie so wohl nicht erahnbar war.

Verblüffend-intensiv auch die als dramaturgischer Rahmen gedachte Verhör-Szene zwischen dem Ex-Star und dem russischen Ermittler (gespielt von Samuel Fitz).

In weiteren Haupt- und Nebenrollen so markante Schauspielerpersönlichkeiten wie Martin Wuttke (als Joseph Goebbels) oder Thomas Thieme (als Paul Wegener).

Gekonnt, gelungen.



Bewertung:    




Bobby King - 25. Juli 2013
ID 6990
GEORGE (D 2013)
Buch und Regie: Joachim A. Lang
Kamera: Holly Fink
Szenenbild: Pierre Pfundt
Musik: Gert Wilden
Besetzung:
Heinrich George ... Götz George
General Bibler ... Samuel Fitz
Joseph Goebbels ... Martin Wuttke
Berta Drews ... Muriel Baumeister
Paul Wegener ... Thomas Thieme
Helmut Maurer ... Burghardt Klaußner
Margot Hanke ... Leonie Benesch
Max Beckmann ... Hanns Zischler
u. a.
Erstsendung auf ARTE war am 22. Juli 2013


Weitere Infos siehe auch: http://www.swr.de/george


Post an Bobby King



 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)