Unumsiedelbare 
  Schicksale 
  nahe des 
  Tagebaus
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 Marita (Johanna Gastdorf, r) und Natalie (Merle Wasmuth) betrachten das Abbaugebiet.  Bild (Detail): WDR/Olaf Hirschberg 
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 Manchmal gibt es Filme, die (falls wer sie sieht) allein von ihrer "normalen Menschlichkeit" her derart unter die Haut gehen, dass es eigentlich kaum Worte dafür gibt so viel "menschlich Normales" zu beschreiben. Eher fliegen hier UFOs zählt zu diesen ausnahmsvollen Exemplaren:
 
 
 "Der Film erzählt die Geschichte um die Familie Baumanns, die in Niersdorf lebt, einem Ort am Niederrhein, der in wenigen Jahren der Braunkohleförderung weichen soll. Marita Baumanns führt seit dem Tod ihres Mannes dort gemeinsam mit ihrem Schwager Klaus, dessen Frau Irene und deren Tochter Natalie die ortsansässige, familieneigene Bäckerei fort. Die Baumanns wollen in Niersdorf bleiben, solange es geht - 'bis der Bagger kommt'. Doch die Risse, die sich wegen der bevorstehenden Umsiedlung durch die Dorfgemeinschaft ziehen, erreichen zunächst den Betrieb und schließlich auch das scheinbar stabile Familiengefüge der Baumanns..." (Quelle: daserste.de)
 
 
 Das niederrheinische Niersdorf - der Filmort in der Drehbuchvorlage von Ingo Haeb - ist dem real existierenden Keyenberg, einem ländlich geprägten Stadtteil von Erkelenz im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen,  nachempfunden.
 
 
 "Es war geplant, dass die Ortschaft dem Tagebau Garzweiler weichen sollte, weshalb im Dezember 2016 eine Umsiedlung nach Keyenberg (neu) begann. Im Oktober 2022 gab RWE bekannt, den Abriss des Dorfes nicht mehr vorzusehen." (Quelle: Wikipedia)
 
 
 Die Filmhandlung erstreckt sich über fünf Jahre. Sie beginnt mit dem Abriss des Immerather Doms im Januar 2018, führt weiter von den Ängsten, Nöten und Protesten einheimischer Umzusiedelnder und zugereister Trittbrettfahrer ("Aufgeht's, abgeht's, raus aus der Kohle!") über fast zwei Jahre ausgehaltener Corona-Pandemie und endet als zitierter Ukrainekrieg (eine Flüchtlingsfamilie zieht in die zuvor verlassene, danach vom Vandalismus gezeichnete und mittlerweile sanierte Baumanns-Wohnung ein); umgreift also de facto fast die ganze Weltgeschichte.
 
 
 
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 Marita (Johanna Gastdorf) verlässt den Abrissplatz des Immerather Doms.  Bild: WDR/Olaf Hirschberg
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 Johanna Gastdorf (als verwitwete Marita Baumanns) sorgt sich - außer um ihre liebsten Verwandten und Anverwandten - um die Grabstätte ihres mit 56 Jahren allzu früh verstorbenen Franz; selbige soll wegen der drohenden Abbaggerung durch den Energiekonzern in das neu zu entstehende Nachbardorf "umgebettet" werden. Und so führt sie einen andauernden stillen Dialog mit dem Verstorbenen, dem sie zu seinen Lebzeiten versprechen musste, dass er nach seinem Tod in seinem Heimatdorf begraben liegen sollte... Schlussendlich bleibt's auch dabei, obzwar nur mitten in der heimatlichen Walderde in Nähe einer Holzbank (weil der alte Friedhof längst "bereinigt" wurde), worein sie die Urne eingräbt; und dann würde sie auch selber, als zu Asch' Gewordene, irgendwann später dort begraben sein, das sollte Merle Wasmuth (= Natalie, die Nichte von Marita) irgendwie dann managen...
 
 Die Dialoge und die Sprache inkl. ihrer rheinischen Dialekte beeindrucken zutiefst. Markus John (als Claus, der Bruder von Marita) spielt den Bäckermeister derart glaubwürdig, dass ich ihn justament für einen der authentischsten Bäckermeister, die's im Rheinland gibt, gehalten haben würde. Und mitnichten steht ihm, was dieses Authentische betrifft, Petra Nadolny (als Claus' Frau Irene) nach. Grandios und anrührend zudem Ilse Strambowski (als Oma Luise, die Mutter von Claus).
 
 Ein wunderbar "normaler" Film - und endlich auch mal wieder außerhalb der inflationären TV-Krimi-Flut, kurzum:
 
 Ein Meisterwerk.
 
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Bobby King - 9. November 2023 ID 14464
 
Eher fliegen hier UFOs (D 2023)
 Regie: Gina Wenzel und Ingo Haeb
 Buch: Ingo Haeb
 Kamera:	Olaf Hirschberg
 Besetzung:
 Marita ... Johanna Gastdorf 
 Natalie ... Merle Wasmuth 
 Claus ... Markus John 
 Irene ... Petra Nadolny 
 Stefan ... Jürgen Rissmann 
 Achim ... Aurel Manthei 
 Achim ... Benjamin Hoeppner 
 Gitta ... Margit Laue 
 Luise ... Ilse Strambowski 
 Theo ... Gert Dahlheimer 
 Herr Esser ... Steffen Wil 
 Gutachterin ... Friederike Wagner 
 Frau von China Imbiss Chef ... Jing Xiang 
 Aktivist Tom ... Liliom Lewald 
 Ralf ... Ingo Büttner 
 Judith ... Romy Vreden 
 Erstausstrahlung im Ersten war am 8. November 2023.
 
 
 https://www.daserste.de/unterhaltung/film/filmmittwoch-im-ersten/sendung/eher-fliegen-hier-ufos-100.html
          
     
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